Greiz. Die Karikaturenausstellung von Dirk Meissner rechnet humorvoll mit der Kunstwelt ab. Die Schau ist ab Samstag im Greizer Sommerpalais zu sehen.

„Wir waren in einer Uecker-Ausstellung und danach meinte mein Mann: Das kann ich auch!“, schreibt Dirk Meissner unter seine Karikatur. Sie zeigt eine Ehefrau, die einem anderen Paar in einer Ausstellung erklärt, warum ihr Mann seine rechte Hand verbunden trägt. Günther Uecker, so erfährt der Besucher im Sommerpalais unter dem Kunstwerk, ist ein deutscher Objektkünstler und vor allem mit seinen reliefartigen Nagelbildern bekannt. Nur ist es offenbar nicht jedem vergönnt, derart kunstvoll und noch dazu unbeschadet, Nägel in Bretter und Platten zu hämmern. Auch wenn so mancher Kunstbanause einschätzt, er könnte es dem Künstler gleich tun.

Passenderweise heißt der Titel der neuen Ausstellung im Greizer Sommerpalais, die 130 Arbeiten des Kölner Karikaturisten Dirk Meissner umfasst, „Sagen Sie jetzt nicht, das ist Kunst“. Eine wundervolle Ausstellung mit Witz und Pfiff, die der Kunstwelt selbst den Spiegel vorhält und über die man herzhaft lachen kann.

Mit wenigen Strichen schafft es Meissner in seinen am Computer gefertigten Zeichnungen, den Betrachter in Absurditäten und Verrücktheiten dieser Welt blicken zu lassen. Er beobachtet gelangweilte Künstler, beflissene spindeldürre Galeristen, aufgetakelte Museumsbesucher, Malerfürsten – sie alle bekommen ihr Fett weg und liefern die Steilvorlage für eine wunderbare, punktgenaue und sehr lebensnahe Komik.

Karikatur von Dirk Meissner in der Ausstellung „Sagen Sie jetzt nicht, das ist Kunst...“.
Karikatur von Dirk Meissner in der Ausstellung „Sagen Sie jetzt nicht, das ist Kunst...“. © Dirk Meissner | Dirk Meissner

„Legen Sie einfach los. Von Kunst keine Ahnung zu haben, ist in der Regel von Vorteil“, rät bei Meissner beispielsweise der bezopfte Zeichenlehrer seinem unschlüssigen Schüler vor der weißen Leinwand. In einer anderen Arbeit stoppt die junge Führerin in der Ausstellung unter einem schmucklosen schwarzen Quadrat, das an Kasimir Sewerinowitsch Malewitsch erinnert. Ihre Erläuterung an die drei Gäste: „Es gibt immer wieder Versuche, den Humor in die Kunst zu integrieren. Dieses Bild zum Beispiel steht auf dem Kopf!“

Nicht minder witzig sind seine Darstellungen der kunstinteressierten Ehefrau, die ihren Mann durch die Ausstellungen schleift. Viele Betrachter dürften sich in einem von Meissners Protagonisten wiederfinden. Er kennt sich natürlich aus mit Kunst und Kunstgeschichte. Er ist ironisch, ohne in Spott und Sarkasmus zu verfallen.

Schon während seines Volkswirtschaftsstudiums in Köln bis 1992 veröffentlichte Meissner Cartoons, anfangs vor allem aus der Arbeitswelt. Anschließend begann er, hauptberuflich als Zeichner und Karikaturist zu arbeiten, seit 2006 veröffentlicht er regelmäßig in der Süddeutschen Zeitung. Meissner (55) wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Geflügelten Bleistift in Silber beim Deutschen Karikaturenpreis 2009.

Das Museum gegenstandsfreier Kunst in Otterndorf war im vergangenen Sommer das erste, das dem Karikaturisten eine Ausstellung widmete. Greiz ist nun der dritte Ausstellungsort seiner Schau. Zur heutigen Eröffnung im Sommerpalais ist der Künstler anwesend und hat für Greiz noch eine Überraschung im Gepäck. Wer seine Kunst mit nach Hause tragen will, kann auch das tun, denn seit vergangenen August ist ein 57-seitiges Buch erschienen, das ebenfalls den Titel der Ausstellung träg.

Die Ausstellung eröffnet heute, 11 Uhr, im Greizer Sommerpalais und ist bis zum 10. Mai zu sehen. Geöffnet: 10- 16 Uhr, ab April 10-17 Uhr, montags geschlossen.