Weimar. Mit dichtem Programm kehrt das Musikfestival aus der Corona-Ruhe zurück. Und mit „einer leichten Akzentverschiebung“.

Bach von früh bis spät: Eine Wanderung mit dem Ensemble Hofmusik beginnt um sieben, das Konzert „Bachs Himmel“ vor dem Goethe-Schiller-Archiv um 22 Uhr. Zehn Tage im Juli beansprucht die Bach-Biennale diesmal, um die laut Festivalchefin Myriam Eichberger „enorme schöpferische Kraft“ hörbar und spürbar werden zu lassen, die Johann Sebastian hier einst binnen eines Jahrzehnts entfaltete.

Die Blockflöten-Professorin der Liszt-Hochschule trommelt derart seit 2008 mit ihrem Verein „Bach in Weimar“ unermüdlich und ehrenamtlich für den Mann, der in dieser Stadt „der junge Wilde“ war. Ihr Kollege, der Orgelprofessor Martin Sturm, sekundiert ihr aktuell, bei der Programmvorstellung im Hotel Elephant: „Bach hat hier Musik produziert, die es bis dahin so nicht gab, und Visionen entwickelt, die auch nur hier ihren Platz fanden.“

Das Festival findet laut Eichberger mit „einer leichten Akzentverschiebung“ statt. Von Unwägbarkeiten einer Planung unter Pandemiebedingungen verursacht, könnte diese sich mittelfristigen Bestand haben: Propheten im eigenen Land Gehör zu verschaffen, womit neben Bach vor allem seine Interpreten in der Region gemeint sind. Das sind alles professionelle Musiker, mit zum Teil internationaler Reputation. Ein italienisches Kammerorchester einzufliegen, wie auch geplant, geht gerade ohnehin nicht.

So tritt das Ensemble „Weimar Baroque“ im Eröffnungskonzert am 2. Juli in der Herderkirche auf, um Bachs Doppelkonzert für Violine und Oboe mit Händels Wassermusik zu konfrontieren. Und es bestreitet am 11. Juli im Musikgymnasium Belvedere das Finale, mit Brandenburgischen Konzerten, die womöglich in Weimar entstanden.

Unterm Titel „Bach privat“ versucht der Cembalist Andreas Staier als Stargast, mit Kollegen in der Herderkirche ein Hauskonzert des Komponisten zu rekonstruierten, anhand des „Clavier-Büchleins“ für Anna Magdalena Bach. Ein Barockfest, erneut mit „Weimar Baroque“ und Eichbergers Institut für Alte Musik, rankt sich im Schießhaus um die Hochzeitskantate „Meine Freundin, du bist schön“, die Bachs Onkel Johann Christoph und Vater Johann Ambrosius dem Hohelied Salomos entlockten.

Vor allem spielt sich aber viel unter freiem Himmel ab: bei Konzerten an historischen Brunnen etwa. Und auf einer kleinen Bühne am Markt, eben dort, wo einst Bachs Haus stand, wird zum Beispiel Martin Sturm auf einem Harmonium aus dem 19. Jahrhundert der Improvisationskunst des Meisters nachspüren. Lunchkonzerte gibt‘s nebenan, im Hotel Elephant.

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