Hohenleuben/Gera. Das Stück nutzt nicht nur das Gefängnis als Kulisse; auch die Schauspieler, die Mittwochabend zur Premiere auf der Bühne im Park in Gera auftreten, sind zu einem Teil Gefangene aus der Justizvollzugsanstalt (JVA) Hohenleuben.

Die Handlung des Theaterstückes „Acting“ von Xavier Durringer spielt in einem Gefängnis, einem Ort also, an dem der soziale Stand, der Schulabschluss oder sonstige Gesellschaftsattribute irrelevant sind. Für das durch das Bundesprogramm Demokratie Leben geförderte Projekt „Vorsicht Bildung“, dessen Höhepunkt die Aufführung von „Acting“ heute Abend ist, sei das der perfekte Hintergrund gewesen, sagt Peter Przetak, Leiter der Theaterfabrik Gera von Theater und Philharmonie Thüringen. Nur hier können sich der fiktive Schauspieler Robert und der ebenfalls fiktive Maurersohn Gepetto treffen und ohne, dass ihr vorheriger (Bildungs-)weg eine Rolle spielt, miteinander in Kontakt kommen. Zwei Welten treffen aufeinander, die des schlichten Ganoven Gepetto, der gerne Teil der Schauspielerwelt sein will und die des ausgelaugten und psychisch angegriffen Schauspielers Robert, der die Kunst vor den Ruhm stellt.

Premiere ist Mittwochabend

Peter Przetak.
Peter Przetak. © zgt

Der Clou: Das Stück nutzt nicht nur das Gefängnis als Kulisse, auch die Schauspieler, die heute Abend zur Premiere auf der Bühne im Park in Gera auftreten, sind zu einem Teil Gefangene aus der Justizvollzugsanstalt (JVA) Hohenleuben. Nachdem es die Zusammenarbeit schon im vergangenen Jahr mit dem Projekt Fallstricke gegeben hatte, hätten drei Gefangene aus dem damaligen Ensemble Interesse bekundet, gerne weitermachen zu wollen, so Przetak. So sei schließlich „Vorsicht Bildung“ entstanden, das aber auch noch einen ganz anderen Hintergrund hat.

Denn neben den Gefangenen sind auch Schüler eingebunden. Parallel zu den Proben gibt es Workshops an der Ostschule und der vierten Regelschule in Gera. Im Fokus hätten dabei Fragen gestanden, wie wird der Mensch durch Strafe zu einem besseren Menschen? Ist unser Bildungssystem noch zeitgemäß? Wie lässt sich einer Spaltung der Gesellschaft entgegenwirken? Auch Interviews mit Gefangenen aus der JVA mit den Schülern hätte es dabei gegeben, zudem sollen sie zu den Aufführungen des Stücks unter Regie von Nanna Przetak kommen. Die Veranstaltungen sind aber für alle interessierten Besucher offen.

Innerhalb von drei Projekttagen beschäftigten sich die Schüler dabei auch mit Schubladendenken in Bezug auf Bevölkerungsgruppen und anderen Dingen. Immer wieder sei es auch darum gegangen, existierende Klischees zu hinterfragen und zu bekämpfen, sagt der Theaterfabrik-Leiter. Schließlich habe man mit dem Problem zu kämpfen, dass die Spaltung der Gesellschaft schon in der Schule vorgegeben werde - in der Hauptsache durch vorhandene oder nicht vorhandene finanzielle Mittel der Eltern. Dazu komme, dass es für viele Kinder aus bildungsfernen Schichten immer noch schwer sei, zu hohen Qualifikation zu kommen. Seit ­Februar wird in der JVA zwei Mal pro Woche je vier Stunden geprobt. Eine Rolle wird auch von Samuel Merond ­übernommen, der derzeit ein freiwilliges kulturelles Jahr macht. Er spielt den Schauspieler Robert. Gepetto Molina wird vom Gefangenen Claus D. gespielt, ein dritter Gefangener im Stück, Horatio, von Daniel S. und die Rolle des Aufsehers von Sven I.

• Die Premiere feiert das Stück am Mittwoch in der Bühne im Park in Gera. Am Donnerstag gibt es an gleicher Stelle eine zweite Vorstellung. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr. Kartenwünsche unter Telefon 0365/8279105. Jeweils 15 Minuten vor den Aufführungen „Acting“ findet eine Einführung statt. Im Anschluss wird zur Diskussionsrunde mit den Akteuren eingeladen.