Gotha. Gothas Ekhof-Festival feiert seinen Namenspatron zum 300. Geburtstag.

Mit 22 Veranstaltungen startet das Ekhof-Festival auf Gothas Schloss Friedenstein nächsten Sommer in seine Spielzeit (3. Juli bis 29. August). Kurz nach Start des Vorverkaufs sind bereits 70 Prozent der Tickets gebucht, erklärte Kurator Marco Karthe von der Frieden-stein-Stiftung. Kein Wunder: Das historische Hoftheater bietet ja bloß 165 Plätze, und die authentische Aura des Schauplatzes mit seiner damals hochmodernen Technik einer barocken Schnellverwandlung stellt die größte Attraktion dar. Doch nächstes Jahr ist etwas anders: Dann steht Conrad Ekhofs 300. Geburtstag ins Haus.

Conrad Ekhof, porträtiert von Anton Graff
Conrad Ekhof, porträtiert von Anton Graff © archiv | Friedenstein-Stiftung

„Da denken wir uns etwas Besonderes aus“, verspricht Karthe. Was genau, will er noch nicht verraten, deutet aber eine Spurensuche und ein Ausstellungsprojekt nach dem zu Lebzeiten berühmtesten deutschen Schauspieler an. Jedoch müsse man noch auf eine Förderzusage aus Thüringen warten. Karthe: „Wir sitzen auf glühenden Kohlen.“ Kommt das Geld, so könne man das Festival-Programm von Mai bis September „etwas ausstrecken“, sagt der 40-jährige Sommer-Intendant, der sonst das Jahr über die Öffentlichkeitsarbeit auf Friedenstein leitet. Über geplante Vorträge und Zusatz-Veranstaltungen schweigt er sich vorerst aus.

Conrad Ekhof kam anno 1775 mit der Seylerschen Truppe aus Weimar an den benachbarten Gothaer Hof; durch den verheerenden Schlossbrand in der Klassikstadt hatten sie ihre dortige Spielstätte eingebüßt. Während aber Abel Seyler und einige seiner Getreuen alsbald weiterzogen, gründete Herzog Ernst II. gemeinsam mit Ekhof in Gotha das erste deutsche Hoftheater mit festem Ensemble. Heutzutage kann man sich’s kaum vorstellen: Aber rasch avancierten damals die Gothaer zur berühmtesten deutschen Bühne der Zeit – mit Frontmann Ekhof als unangefochtenem Star.

Zusätzliche Stehränge für das bürgerliche Publikum

Er ließ sogar zusätzliche Stehränge ins Theater einbauen, so dass bis zu 500 Bürger im noblen Musentempel – eingelassen per separatem Eingang – an der Kunst teilhaben durften und das herzogliche Hof- zum öffentlichen Theater mutierte. Daran will man nun auch beim Festival erinnern. Außer einer Handvoll Konzerte – unter anderem mit der örtlichen Thüringen-Philharmonie – steht, ganz wie damals zu Anfang, Voltaires „Zaïre“ auf dem Programm. Carola Moritz, die zum fünften Mal in Gotha nach historisch informierter Lesart inszeniert, hat sich nun etwas mehr vorgenommen: Sie will nicht nur das Stück im barocken Gestus inszenieren, sondern ebenso die Rahmenumstände.

So weiß Karthe aus der Überlieferung zu berichten, dass der eitle Ekhof sich in einer Sänfte ins Theater tragen ließ, und gibt zu verstehen, dass man einen Nachbau ins Auge fasse. Das heißt: Moritz’ Truppe schlüpft bei „Zaïre“ nicht nur in die Rollen der Voltaireschen Figuren, sondern verkörpert zudem – davor, danach, in der Pause – die Seylerschen Mimen. So soll Theatergeschichte im Barock-Universum wiederbelebt werden.

Inwieweit Ekhofs Geist sich dann aus Urgründen erneut erhebt, wird man sehen. Der einstige Bühnen-Zar wurde zwar nach seinem Ableben 1778 auf einem Gothaer Gottesacker bestattet, nach dessen Aufhebung im 19. Jahrhundert jedoch nicht exhumiert, sondern nur sein Grabstein auf den Hauptfriedhof überführt. Was bleibt? Zum Beispiel der historische Theaterzettel, den Karthe nur zu gern am Telefon vorliest: „Auf Gnädigstem Befehl wird heute, montags, den 2. October 1775, von den herzoglichen Hofschauspielern auf dem Hoftheater aufgeführt: Das Fest der Thalia. (...) Den Beschluß macht Zayre. Eine Tragedie des Hrn. V. Voltaire in fünf Ackten. (...) Parterre 8 Groschen“.

Tickets/Infos in allen Pressehäusern, unter Telefon 03621/82340 oder www.ticketshop-thueringen.de