Erfurt. Dozenten und Studenten der Universität Erfurt kooperieren mit dem Kinoklub am Hirschlachufer. Ein Dokumentarfilm, der an drei Tagen gezeigt wird, widmet sich besonderen Paketen.

Ist es der Geruch von Waschpulver, der überwiegt? Oder eher das Aroma von Kaffee und Zigaretten – vielleicht mit einer kleinen Prise Schokoladenduft? Und lässt sich das, was einst über die Nase erlebt wurde, überhaupt reproduzieren?

Der Dokumentarfilm „Der Duft des Westpakets“, der von Montag bis Mittwoch im Kinoklub zu sehen ist, sucht nach Antworten – und widmet sich eine gute Stunde lang den Paketen, die zwischen 1949 und 1989 von West- nach Ostdeutschland geschickt wurden. Etwa 25 Millionen Stück sollen es pro Jahr gewesen sein.

Holt Meyer, Professor für Slawistische Literaturwissenschaft an der Universität Erfurt, sah den Film in einem Kino in Berlin und wollte ihn daraufhin unbedingt nach Erfurt holen. „Ich bin dem Kinoklub sehr dankbar, dass er ihn ins Programm genommen hat“, sagt Meyer.

Filmvorführung mit anschließendem Gespräch

Im Anschluss an die Vorstellung am Montag möchte er gemeinsam mit den Besuchern und mindestens einer der beiden Regisseurinnen, Maja Stieghorst und Brit-Jeanette Grundel, über den Film sprechen, „Der Film ist eine ernste, aber auch humorvolle Aufarbeitung der Geschichte des Westpakets“, sagt Meyer. Zwar gehe es um einen Mann mit einem exzentrischen Anliegen – der Suche nach einem Duft – , „doch der Film deckt viele Seiten des Themas ab“. Insofern passt er gut zu einem interdisziplinären Forschungsprojekt der Universität Erfurt, das Holt Meyer leitet, zu dessen Team aber auch Philosophie-, Religions- und Geschichtswissenschaftler gehören. Der Titel: „Was ist westlich am Westen? Raumzeitliches Aneignen und Ordnen der Welt von der Neuzeit an“.

Drei Jahre lang wird das Projekt von der Thüringer Aufbaubank gefördert. „Das Forschungsprojekt greift hoch politische und gesellschaftsrelevante Fragestellungen auf“, sagt Holt Meyer. „Aber dabei geht es nicht nur um rein akademische Inhalte.“ Solch ein Film sei eine gute Möglichkeit, die Seminarräume auch mal zu verlassen. Und das Thema – bei dem es neben Ost-West-Schicksalen, Vorschriften und Paketkontrollen auch um ganz sinnliche Erfahrungen wie Düfte gehe – , sei hervorragend dazu geeignet, sich der Ost/West-Frage auf ganz alltagsnahe Weise zu nähern.

Vorstellungen im Kinoklub am Hirschlachufer:

27., 28., 29, Mai, jeweils 19 Uhr