Weimar. Die Weimarer Frühjahrstage für zeitgenössische Musik bleiben in diesem Jahr auf mediale Vermittlung beschränkt.

Eigentlich hatten Johannes K. Hildebrandt und seine Mitstreiter vom via-nova-Verein es sich in den Kopf gesetzt, mit den Weimarer Frühjahrstagen für zeitgenössische Musik der Corona-Krise zu trotzen. Tage-, ja wochenlang verhandelten sie mit den Behörden der Klassikstadt über die Möglichkeit, zumindest eine kleine Zuhörerschar bei ausgewählten Konzerten ins Kulturzentrum Mon Ami einzulassen.

Doch am Ende stand ein fürsorgliches, deutliches „Njet“. Also wird das komplette Festival vom 29. Mai bis 1. Juni mit nur noch vier Veranstaltungen – teils live, teils in Aufzeichnungen – online gestreamt.

Kurator Hildebrandt gibt sich damit zufrieden – „ich betrachte das als eine Chance“, sagt er. Denn der Komponist und Musiker bereitet mit seinem Team außerdem kurze Videos vor, um Einblicke hinter die Kulissen des Avantgarde-Treibens zu gewähren und lässt Tonschöpfer-Kollegen und Ausführende in kurzen Statements zu Wort kommen. Hildebrandt: „Wir wollen zeigen, dass Kultur systemrelevant ist.“ Natürlich verkneift man sich kreative Kommentare zur Krise keineswegs, Marta Kowalczuck etwa bringt ihr Stück „Massenhysterie“ für Saxophon, Gitarre, Akkordeon und Kontrabass zur Uraufführung.

Bei den Konzerten der Ensembles via nova, MIET+, Adapter und Art Ensemble NRW stehen immerhin noch zwei Uraufführungen auf den Programmen neben Werken, die nahezu ausnahmslos aus dem aktuellen Jahrhundert datieren.

Ein geplantes Konzert mit akusmatischer Musik musste indes ebenso in den Herbst verschoben werden wie die Preisträgerkonzerte der Kompositionswettbewerbe für Orchester- und Kammermusik. Das Festival komplett zu verlegen, war für Hildebrandt keine Option.

Dennoch schöpft er den Etat von rund 60.000 Euro – Zuwendungen von der Kulturstiftung Thüringen, der Ernst von Siemens- und der Gema-Stiftung sowie den Sparkassen-Stiftungen – voll aus. Streamen ist teuer; Aufwendungen für Toningenieure und Kamerateams fallen sonst nicht in dieser Höhe an. Immerhin bleiben alle Beiträge über die Youtube- und Facebook-Kanäle des Festivals eine Woche lang weltweit verfügbar – und sind über dessen Homepage leicht auffindbar:

www.via-nova-ev.de