Weimar. 86. Hauptversammlung befasst sich im 200. Jubiläumsjahr mit Goethes „West-Östlichem Divan“

Noch immer zähle der „West-Östliche Divan“ zu den unbekannteren Kostbarkeiten in Goethes Werk. Das betonte Jochen Golz, Präsident der Goethe-Gesellschaft Weimar, am Donnerstag im DNT zur Eröffnung der 86. Hauptversammlung. Daran dürfte das von zahlreichen weiteren Veranstaltungen begleitete 200. Jubiläum der Dichtung ebenso wie die Hauptversammlung der Goethe-Gesellschaft einiges ändern. Zumal Goethe darin in heute aktuellen Fragen Orientierung gibt. Sein Plädoyer für verständnisvolle Anerkennung jedweden Andersseins, für eine offene Kommunikation zwischen den Kulturen ist unverändert aktuell.

„Kommunikation zwischen den Kulturen setzt Internationalität voraus“, unterstrich Jochen Golz in seiner Begrüßung. International sei die Goethe-Gesellschaft seit ihrer Gründung 1885 gewesen. Auch das Spektrum der Referenten, Diskussionsleiter und Gäste ist international: Aus 17 Ländern reisten rund 300 Goethefreunde zur Hauptversammlung an. Darunter auch viele junge Wissenschaftler, die zum Symposium junger Goetheforscher am Vorabend der Hauptversammlung zusammentrafen. Sie konnten nach den Worten von Jochen Golz dank der Hilfsbereitschaft von Institutionen und privaten Förderern eingeladen werden.

Ein herzliches Willkommen rief ihnen auch Ministerin Anja Siegesmund zu, die in Vertretung von Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff sprach. Sie unterstrich die herausragenden Verdienste der Goethe-Gesellschaft um die Goethe-Forschung und würdigte ihr Bestreben, sich immer wieder neu einzubringen und zu kommunizieren. Das gelinge besonders mit dem Goethe-Jahrbuch.

Weimar werde von Goethe-freunden als „guter und attraktiver Gastgeber geschätzt“, adressierte Jochen Golz herzliche Dankesworte an Oberbürgermeister Peter Kleine. Für Jochen Golz ist es die letzte Hauptversammlung in seiner Eigenschaft als Präsident der Goethe-Gesellschaft. Er legt sein Amt am heutigen Freitag bei der Mitgliederversammlung mit Neuwahl des Vorstandes in jüngere Hände. Sein Nachfolger im Präsidentenamt wird Stefan Matuschek, Professor an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Seit 1999 war Jochen Golz Präsident der Goethe-Gesellschaft. Schon im Januar hatte er angekündigt, dass er nicht wieder kandidiere. Er werde der Goethe-Gesellschaft, so es denn gewünscht werde, aber weiterhin als Vizepräsident zur Seite stehen.

Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung vergab die Goethe-Gesellschaft ihre Goldene Goethe-Medaille an Professor Hendrik Birus (München, Bremen), dessen „Gipfelleistung unbestritten der Divan-Kommentar in der Goethe-Ausgabe des Deutschen Klassiker-Verlages darstellt“.

Mit Goethes „West-Östlichem Divan“ aus heutiger Sicht befasste sich das Podium am Donnerstagnachmittag im Mon Ami, Tagungsort der Goethe-Gesellschaft. Im restlos gefüllten großen Saal begaben sich die Goethefreunde, so Präsident Jochen Golz, auf „Entdeckungsreise zu einem poetischen Eiland, das kundig erschlossen, geistige Orientierung für eine geschichtliche Gegenwart geben kann, die einer solchen Orientierung dringend bedarf“.