Weimar. Kurz nach der Wiedervereinigung trafen sich die Außenminister Polens, Deutschlands und Frankreichs in Weimar. Dreißig Jahre später hat das Weimarer Dreieck ein zentrales Ziel erreicht - und lebt weiter.

Das außenpolitische Gesprächsformat Weimarer Dreieck hat ein großes Ziel erreicht und lebt weiter. Das wurde beim Festakt anlässlich des 30-Jahr-Jubiläums der Gespräche zwischen Frankreich, Polen und Deutschland am Sonntag in Weimar deutlich. Das Ziel, die willkürliche Teilung Europas zu überwinden, sei erreicht worden, sagte etwa der Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, Michael Roth. Heute gebe es bei all dem Streit auch ein enges Miteinander in zentralen Fragen.

"Das Weimarer Dreieck funktioniert auf den unteren Ebenen prächtig", sagte auch der Polnische Botschafter in Deutschland, Andrzej Przylebski. Es habe einen hohen symbolischen Stellenwert, auch weil es unterschiedliche regionale Perspektiven zusammenbringe. Auch aus Sicht der französischen Botschafterin Anne-Marie Descotes bleibt das Dreieck "eine wesentliche Plattform" um aktuellen Herausforderungen zu begegnen.

Das Dreieck war 1991 bei einem Treffen der damaligen Außenminister Hans-Dietrich Genscher, Roland Dumas (Paris) und Krzysztof Skubiszewski (Warschau) in Weimar gegründet worden. Dass es zu diesem Treffen kam, sei ein "großer Tag für Europa" und eine historische Chance gewesen, sagte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) bei dem Festakt. Es sei eine schöne Perspektive, dass es inzwischen keine tödliche Grenze mehr zwischen den Staaten gibt.

Weimarer-Dreieck-Preis für zwei interkulturelle Projekte

Deutschland habe in der Zeit nach dem Mauerfall ein großes Interesse daran gehabt, freundliche Beziehungen zu ehemaligen Ostblock-Staaten aufzubauen, sagte die Historikerin Susanne Rau von der Universität Erfurt der Deutschen Presse-Agentur. Auch Frankreich sei daran interessiert gewesen, seine Präsenz in der Region auszubauen. Außerdem habe es schon zuvor direkte Beziehungen zwischen den Ländern gegeben. Polen habe neben Ungarn schon früh Interesse an einer Westbindung signalisiert. Mit dem EU-Beitritt Polens 2004 sei dann ein zentrales Ziel des Gesprächsformats erreicht worden.

Mittlerweile hätten sich auch mehrere Vereine und Initiativen gegründet, die die Idee des Weimarer Dreiecks und der Demokratieförderung weiter in die Zivilgesellschaft trügen, erläuterte die Historikerin. Ramelow erwähnte unter anderem die Thüringer Regionalpartnerschaften mit Malopolska in Polen und Hauts-de-France in Frankreich. Mit dem Weimarer-Dreieck-Preis wurden dieses Jahr zwei interkulturelle Projekte eines niedersächsischen Gymnasiums gewürdigt, in denen der deutsch-französisch-polnische Dialog im Fokus steht.

Auf der hohen politischen Ebene hat das Format hingegen etwas an Bedeutung eingebüßt. Über mehrere Jahre kam es zu keinen direkten Treffen der Außenminister der drei Länder. Erst im vergangenen Herbst trafen sie wieder zusammen, um das Format neu zu beleben.

"Diejenigen, die dieses Format schon abgeschrieben haben, denen können wir sagen, dass wir sie eines Besseren belehren", sagte Deutschlands Außenminister Heiko Maas (SPD) damals nach dem Treffen in Paris. Die drei Länder beschlossen unter anderem, die Zivilgesellschaft in Belarus unterstützen zu wollen. Auch die Besorgnis über weitere internationale Konflikte und Krisen wurde zum Ausdruck gebracht.