Jena. Bei der Thüringer Ambulanz für Kinderschutz gehen jährlich mehr als 100 Verdachtsfälle auf Misshandlung oder Missbrauch von Kindern ein. Mädchen sind häufiger betroffen als Jungen.

Bei der Thüringer Ambulanz für Kinderschutz (TAKS) gehen jährlich über 100 Verdachtsfälle auf Misshandlung oder Missbrauch von Kindern ein. Bei rund der Hälfte der 100 oder gar bis 150 Fälle im Jahr gehe es um körperliche Gewalt, bei der anderen Hälfte um sexuellen Missbrauch, sagte der Koordinator der Ambulanz am Uniklinikum Jena, Andreas Knedlik, am Freitag. "Insgesamt sind Mädchen häufiger betroffen als Jungen." Bei ihm meldeten sich niedergelassene Ärzte, andere Krankenhäuser, Schulen, Jugendämter, Kindergärten, Polizei, Staatsanwaltschaften – aber auch Betroffene selbst oder deren Angehörige.

Weitere Schritte können eingeleitet werden

Liege der Vorfall noch nicht lange zurück, werde schnellstmöglich ein Untersuchungstermin für das Kind vereinbart. Ein Oberarzt untersuche dann das Mädchen oder den Jungen, während er die Verletzungen im Foto festhalte. Dabei gehe es unter anderem darum, ob ein blauer Fleck wirklich vom Sturz vom Klettergerüst stamme – oder ob das Kind gewalttätig angepackt worden sei. Die Kinder sollten bei dem Termin genaustmöglich erzählen. Dann würden weitere Schritte eingeleitet – etwa die stationäre Aufnahme in eine Klinik bei Knochenbrüchen oder das Hinzuziehen von Rechtsmedizinern bei sexuellem Missbrauch.

Verdacht so schnell wie möglich melden

Ihm sei es wichtig, Berufsgruppen, die Kontakt mit Kindern hätten, zu sensibilisieren, um Opfern schon früher zu helfen, sagte Knedlik weiter. Erzieher und Lehrer sollten sich so schnell wie möglich melden und nicht lange nach eventuellen weiteren Hinweisen für einen Missbrauch oder eine Misshandlung suchen.