Erfurt. Die Corona-Beschränkungen hatten für den Blutspendedienst des Roten Kreuzes eine etwas paradoxe Auswirkung: Mehr Spender, weniger Bedarf - Entspannung also. Doch zum Weltblutspendetag ist die schon wieder passé.

Das Ende vieler Corona-Maßnahmen hat nach Einschätzung des Blutspendedienstes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) auch zu einem Rückgang der Blutspenden geführt. "Viele Leute haben nach zwei Jahren Pandemie Dinge nachzuholen - und da ist die Blutspende nicht der erste Punkt, den sie abzuhaken haben", sagte der Leiter des DRK Blutspendedienstes für Thüringen, Nico Feldmann, der Deutschen Presse-Agentur. Im Mai seien im Freistaat 4200 Blutspenden verzeichnet worden und damit rund acht Prozent weniger als benötigt.

Blutspendedienst in schwierigen Situation

Vor dem Weltblutspendetag am 14. Juni sieht Feldmann seinen Blutspendedienst in einer schwierigen Situation. Bezogen auf das gesamte Versorgungsgebiet, das neben Thüringen auch Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Bremen einschließt, müssten 10 000 Konserven auf Vorrat sein, um die Versorgung der Kliniken problemlos meistern zu können. Aktuell liege der Stand aber nur bei 6500. "Wir können die Kliniken aktuell nur bedingt versorgen", sagte Feldmann. Im Zweifel müssten diese Operationen verschieben - zu Ohren gekommen sei ihm das aber noch nicht.

Zu Beginn der Corona-Pandemie 2020 seien zwar viele Spendetermine weggebrochen, erzählte Feldmann. "Die wenigen Termine, die wir hatten, sind aber phänomenal gut gelaufen." In Zeiten des Lockdowns sei für viele Menschen die Blutspende wohl eine der wenigen Möglichkeiten gewesen, auch einmal raus zu kommen. Parallel hätten die Kliniken den Bedarf heruntergefahren, Operationen seien verschoben worden: "Im ersten Corona-Jahr sind wir locker durch die Pandemie gekommen."

"Wir ringen derzeit um jeden Spender"

Anfang 2021 habe sich das erstmals gewandelt: Mit der Rücknahme vieler Beschränkungen hätten die Menschen den Sommer mit anderen Aktivitäten verbracht. Die Kliniken hätten Operationen nachgeholt. Diese kurze Phase im Sommer sei aber im Herbst wieder aufgeholt worden.

Auch in diesem Sommer sorgt sich Feldmann um Nachholeffekte in den Kliniken. Dazu kämen Ferienzeiten und lange Wochenenden. Und letztlich bereiteten die hohen Corona-Zahlen Probleme, denn: Wer infiziert ist, muss vier Wochen warten, bis er oder sie wieder Blut spenden darf. "Wir ringen derzeit um jeden Spender", fasste Feldmann die Situation zusammen.

Generell habe das Rote Kreuz in ganz Deutschland mit Nachwuchssorgen zu kämpfen. Viele junge Menschen seien in Pandemiezeiten zwar einmal Blut spenden gegangen, als das Thema medial eine Rolle gespielt habe. "Nützen tut es aber vor allem, wenn die Leute mehrmals kommen." Der Weltblutspendetag sei eine gute Möglichkeit, um für das Thema zu sensibilisieren: "Mit einer Spende kann man bis zu drei Menschenleben retten - das ist doch etwas Grandioses!"