Erfurt. In mehreren Bundesländern durchsuchen Steuerfahnder seit Dienstagmorgen Wohn- und Geschäftsräume. Im Mittelpunkt sollen dubiose Geschäfte um ein Grundstück in Erfurt stehen.

Die Erfurter Staatsanwaltschaft hat am Dienstag Geschäftsräume in Erfurt durchsucht, bei denen es einen Bezug zu den Panama-Papers gibt. Das bestätigte Sprecher Hannes Grünseisen. Hintergrund sei ein laufendes Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Hinterziehung von Umsatz-, Körperschafts- und Gewerbesteuer im Zeitraum von 2010 bis 2018.

Die Ermittlungen stünden im Zusammenhang mit einem Unternehmen, dass in den Panama-Papers erwähnt wird, so der Jurist. Das Amtsgericht habe dazu drei Durchsuchungsbeschlüsse erlassen, die am Dienstag an drei Standorten in Nordrhein-Westfalen, Berlin-Brandenburg und Thüringen vollstreckt wurden. Dabei seien umfangreiche Beweismittel beschlagnahmt worden, deren Auswertung nun Monate in Anspruch nehmen werde.

Geschäfte um Grundstück in Erfurt im Fokus

Nach Recherchen des MDR ermitteln die Erfurter Steuerfahnder dabei auch gegen einen ehemaligen Manager des Energieunternehmens RWE. Er soll am Verkauf und Weiterverkauf eines über 112.000 Quadratmeter großen Grundstückes in Erfurt beteiligt gewesen sein.

Bei den Panama-Papers handelt es sich um Unterlagen des panamaischen Finanzdienstleisters Mossack Fonseca, die 2015 über einen anonymen Wistleblower an die Öffentlichkeit gelangten. Demnach hatte das Offshore-Unternehmen Tausenden Klienten bei der Gründung von Briefkastenfirmen in fast zwei Dutzend Steueroasen weltweit geholfen. Zu diesen Briefkastenfirmen gehört laut MDR auch das 2003 eingetragene Unternehmen Barden Asset Management auf den Britisch Virgin Islands, welches besagtes Grundstück 2006 von der RWE-Tochter erworben haben soll.

Brache für 1,2 Millionen Euro veräußert

Das Grundstück soll ein ehemaliger und inzwischen größtenteils ungenutzter Lagerplatz des DDR Kohlenhandels in Erfurt gewesen sein, auf dem heute nur noch wenige Gebäude stehen. Barden Asset Management habe dafür 20.000 Euro bezahlt. Im Mai 2018 sei die Brache dann für 1,2 Millionen Euro an eine Immobilienfirma in Nordrhein-Westfalen veräußert worden. Diese Wertsteigerung habe letztlich die Steuerfahnder auf den Plan gerufen.

Der erwähnte RWE-Manager sei jahrelang für die Verwaltung der Konzern-Immobilien in Ostdeutschland zuständig und an den fraglichen Grundstück-Geschäften beteiligt gewesen. Aktuell sei er Geschäftsführer besagter Immobilienfirma, die das Areal erwarb. Laut MDR steht er im Verdacht, mit anderen hinter der mutmaßlichen Briefkastenfirma zu stehen und sich so das Grundstück für private Geschäfte gesichert zu haben.

Zu Einzelheiten der Ermittlungen wollte sich Sprecher Hannes Grünseisen wegen des Steuergeheimnisses am Dienstag nicht äußern.