„Welt bleibt Moment stehen“ - Zwei Kinder sterben bei Schulbus-Unglück
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Lesezeit: 5 Minuten
Von red/dpa
Berka. Im Wartburgkreis ist am Donnerstagmorgen nahe Berka ein Schulbus verunglückt. Zwei Kinder starben, 21 Schüler und der Busfahrer wurden teils schwer verletzt.
Ein schwerer Schulbusunfall nahe Eisenach hat am Donnerstagmorgen zwei Kinder aus dem Leben gerissen. Wie das Landratsamt des Wartburgkreises mitteilte, wurden außerdem 21 Schüler und der Busfahrer verletzt.
Bus war zu einer Grundschule in Berka unterwegs
Nach Polizeiangaben war der Bus von Eisenach zu einer Grundschule in Berka vor dem Hainich (Wartburgkreis) unterwegs. Gegen 7.30 Uhr soll es am Ortseingang von Berka auf eisglatter Straße zu dem Unfall gekommen sein. Nach Angaben der Polizei sei der Bus auf glattem Kopfsteinpflaster ins Schlittern geraten und dann rückwärts einen Hang hinuntergerutscht. Dabei habe er sich mehrfach überschlagen.
Ein Junge und ein Mädchen im Alter von acht Jahren sind bei dem Unfall ums Leben gekommen. Sieben Kinder erlitten mittelschwere Verletzungen, zwei Kinder wurden schwer und 12 Kinder leicht verletzt. Die Kinder wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht. Der Fahrer erlitt einen Schock und leichte Verletzungen. Insgesamt befanden sich in dem Bus 23 Kinder der Grundschule Berka im Alter von sechs bis elf Jahren. Notfallseelsorger und Kriseninterventionsteams sind im Einsatz. Die Schüler werden in der Grundschule Berka/Hainich betreut. Alle Eltern der Kinder seien informiert.
"Der ganze Ort ist im Schockzustand"
Auf einer Pressekonferenz am Mittag in Eisenach äußerten Landrat Reinhard Krebs (CDU), die Eisenacher Oberbürgermeisterin Katja Wolf (Linke), Innenminister Georg Maier (SPD), Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) sowie Polizeisprecher ihr tiefes Mitgefühl. "Es ist ein sehr, sehr trauriger Tag. (...) Der ganze Ort ist im Schockzustand", sagte Innenminister Maier. "Wenn zwei Kinder ums Leben kommen, dann bleibt die Welt einen Moment stehen", sagte Landrat Reinhard Krebs. Man werde alles unternehmen, um die Unfallursache aufzuklären und allen Beteiligten die nötige Hilfe und Unterstützung entgegenbringen. Gebot der Stunde sei die psychologische Betreuung.
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Polizei widerspricht Gerüchten: Kein drittes Kind bei Bus-Unglück gestorben
Zusätzliche Lehrer sollen das pädagogische Personal unterstützen
Die betroffene Grundschule wird nach Worten von Bildungsminister Helmut Holter (Linke) am Freitag geöffnet sein. Dann sollen Schulpsychologen mit den Schülern, Lehrern sowie gegebenenfalls auch den Eltern arbeiten, sagte er. Zusätzliche Lehrer sollen das pädagogische Personal vor Ort unterstützen. Zudem werde ein Elternbrief für die Familien der Schüler der Grundschule erstellt. Außerdem sollten auch alle Schulleiter in Westthüringen über den Unfall informiert werden, erklärte Holter. Die anderen Schulen seien teils indirekt von dem Unfall betroffen, da diese von Geschwisterkindern besucht würden.
An der Grundschule in Berka/Hainich werden am Freitag sieben Schulpsychologen vor Ort sein – je einer für jede der vier Klassen und drei für Einzelgespräche.
Nach Angaben des Bildungsministeriums geht es zunächst darum, in den Klassen über die Geschehnisse zu sprechen.
Neben Kindern werde auch Lehrern und Erziehern Unterstützung angeboten. Nach dem Unterricht sei bis 16.30 Uhr die Hortbetreuung gesichert.
Seit dem Amoklauf am Erfurter Gutenberggymnasium 2002 ist Thüringen erfahren im Umgang mit Krisen und Notfällen.
Das Thüringer Bildungsministerium hat eine Notfallnummer für Betroffene eingerichtet unter 0361/57 34 11 606.
Dank an Helfer und Einsatzkräfte
Innenminister Maier dankte allen Einsatzkräften, die schnell Hilfe geleistet haben. Im Einsatz waren den Angaben zufolge acht Fahrzeuge der Feuerwehr, mit 26 Einsatzkräften. Die Polizei war mit 25 Personen vor Ort. Außerdem Notärzte und Notfallseelsorger und Kriseninterventionsteams. Laut Polizeidirektor Günther Lierhammer ist die Unfallursachenforschung „in vollem Gang“. Es gebe keine Hinweise auf eine technische Ursache oder ein Fehlverhalten des Fahrers. Ob die Kinder bei dem schweren Busunglück angeschnallt waren, ist unklar. Die Ermittler wollten dazu auf einer Pressekonferenz in Eisenach auch auf Nachfrage nichts sagen.
Ramelow: "Ich trauere mit den Eltern und Angehörigen"
Mit Bestürzung hat Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) auf den Tod der beiden Kinder reagiert. "Zwei tote Schulkinder sind zu beklagen und ich trauere mit den Eltern und Angehörigen", schrieb Ramelow am Donnerstag auf Twitter. "Den Verletzten wünsche ich eine schnelle Genesung und den Eltern wollen wir beistehen."
Zwei Kinder sterben bei Unfall mit Schulbus nahe Eisenach
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Fast zeitgleich Unfall mit Schulbus in Oberbayern
Am Donnerstagmorgen kam es auch in Oberbayern zu einem Unfall mit einem Schulbus, bei dem neun Kinder leicht bis mittelschwer verletzt wurden. Der Busfahrer sei schwer verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher. Der Bus war aus zunächst ungeklärter Ursache zwischen Schnaitsee und Obing (beide Landkreis Traunstein) von der Fahrbahn abgekommen und gegen einen Baum geprallt.
Anmerkung der Redaktion: Die Polizei hat am Abend die Gesamtzahl der Schüler auf 23 korrigiert und die Angaben zu den Verletzten präzisiert. Die Informationen wurden daraufhin aktualisiert.