Berlin. Der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes ist der Ansicht, dass Teile der Gamerszene eine Plattform für Rechtsextremisten seien, die sich zu Hause vom Sofa aus in ihrem Hass bestärken würden.

Der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan Kramer, warnt vor Rechtsextremismus in der Gamerszene im Internet. Teile der Szene seien eine Plattform für Rechtsextremisten, „um sich zu vernetzen und um sich gegenseitig in ihrem Hass zu bestärken, zu messen und zu motivieren. Alles vom Sofa zu Hause aus“, sagte Kramer dem Berliner „Tagesspiegel“ (Montag). Innenminister Horst Seehofer (CSU) hatte zuvor gewarnt, Rechtsextremisten nutzten Gaming-Plattformen für ihre Zwecke.

Der Attentäter von Halle war in der Gamerszene unterwegs. Vor dem Terroranschlag hatte er einen Ablaufplan veröffentlicht, der wie eine verschriftlichte Version eines Computerspiels wirkt. Die Bluttat selbst hatte er über eine Helmkamera live im Internet übertragen.

Antisemiten bedrohen Kramer

Eine wichtige Rolle für Rechtsextremisten in der Gamerszene spielten „Shooter-Spiele“, sagte Kramer. „Hier entsteht für den entsprechenden Personenkreis, durch die Mischung von Hass, Gewalt, Maskulinität und Sexualität, ein Treibhaus zur Befriedigung und weiteren Radikalisierung.“

Kramer, früher Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, wird nach eigenen Angaben selbst von Antisemiten bedroht. „Als Jude und Chef einer Sicherheitsbehörde bin ich gleich doppelt das Ziel von Hass und Hetze“, sagte er. „Auch ich spüre, wie viele andere Politiker, Behördenvertreter und politisch Engagierte, dass Gewaltandrohungen und Anfeindungen immer brutaler werden und mehr zum Alltag gehören.“ Er kontrolliere jetzt regelmäßig die Radmuttern an seinen Wagen.

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