Weimar. Eine Dresdener Erhebung liefert alarmierende Zahlen: Mehr als zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen leiden regelmäßig an Kopfschmerzen. Regelschüler sind am häufigsten betroffen.

Mehr als zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen leiden regelmäßig an Kopfschmerzen. Das ergab eine unter Dresdener Schülern durchgeführte Erhebung, die in der Zeitschrift der internationalen Kopfschmerzgesellschaft „Cephalalgia“ publiziert wurde. Einen Arzt suchten aber nur die wenigsten auf. Das sehen die Studien-Verantwortlichen kritisch, da das zeige, dass Kopfschmerzen in unserer Gesellschaft nicht als echte Krankheit wahrgenommen würden.

Konkret ergab die Erhebung, dass 37 Prozent der Schüler einmal pro Monat Kopfschmerzen hatten, 32 Prozent sogar mehr als zweimal im Monat. Auffällig war, dass die Häufigkeit in den verschiedenen Schultypen variierte: In Grundschulen hatten 64 Prozent der Kinder regelmäßig Kopfschmerzen, in den Gymnasien 68 Prozent und in den Regelschulen 80 Prozent. Mädchen waren häufiger betroffen als Jungen.

Ulrike Schara, Präsidentin der Gesellschaft für Neuropädiatrie, betont: Für den Anstieg der Kopfschmerzrate seien vor allem Lebensstilfaktoren verantwortlich. Neben Alkohol, Koffein, Rauchen und Bewegungsarmut würden Schul- und emotionaler Stress, etwa durch Familienkonflikte, als häufige Ursachen gelten.

Laut Studienautorin Gudrun Goßrau habe die Erhebung zudem gezeigt, dass bei jungen ebenso wie bei älteren Menschen durch Kopfschmerzen Lebensqualität und Leistungsfähigkeit stark beeinträchtigt sind. Kinder, die sehr oft daran leiden, fehlten beispielsweise häufiger in der Schule. Das könne zu Leistungsabfall, Schulangst, sozialer Isolation bis hin zu Depressionen führen.

Hans-Christoph Diener, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, kritisiert: „Die Werbung der Schmerzmittelhersteller suggeriert, dass jeder seine Kopfschmerzen selbst therapieren kann und man keine Diagnose vom Arzt benötigt. Das ist sicher falsch, eine Migräne wird anders behandelt als ein Clusterkopfschmerz.“ Auch warnt er vor sorgloser Schmerzmitteleinnahme, da Kopfschmerzmedikamente, wenn sie häufig eingenommen werden, ihrerseits Kopfschmerzen verursachen können. „Im Kindesalter wird oft schon der Grundstein für eine laxe Haltung gegenüber Schmerzmitteln gelegt.“