Die Schleizer Klinik macht die Geburtshilfe dicht. Der Interessenverband Kommunaler Kliniken hält das für eine Folge der Kommerzialisierung.

Im Zusammenhang mit dem von der Schließung bedrohten Kreiskrankenhaus Schleiz kritisiert der Interessenverband Kommunalen Krankenhäuser (IVKK) die wachsende Kommerzialisierung im Gesundheitswesen. „Krankenhäusern wird ein ungesunder Wettbewerb um Ärzte, Patienten und Operationen aufgezwungen, kommunal geführte Häuser leiden besonders unter diesem System“, sagte Verbandsgeschäftsführer Uwe Alschner. Durch ihre Vorreiterrolle bei Tarifbindung, Ausbildung und der Verpflichtung zur 24-stündigen Notfallversorgung gerieten Häuer in kommunaler Trägerschaft besonders unter Druck und seien oft als erste vom Ruf nach Privatisierung betroffen.

Damit reagiert der IVKK auf die vorläufige Schließung der Gynäkologie in der Schleizer Klinik. Als Grund nennt das Landratamt einen unvorhersehbaren Personalmangel. „Ab Freitag, 21. Februar, 16 Uhr, kann keine ausreichende ärztliche Versorgung der Patientin mehr sichergestellt werden“, heißt es wörtlich in einer Erklärung. Nach der Absage zweier über Personalvermittler geworbener Fachärzte und der Krankmeldung zweier angestellter Ärzte stehe nur noch ein Facharzt zur Verfügung, auch dieser habe zum 31. März gekündigt. Entbindungstermine wurden kurzfristig abgesagt und Patienten an andere Häuser verwiesen. Laut IVKK stehen in der Geburtshilfe die pauschalen Vergütungen pro Behandlungsfall in deutlich schlechterem Verhältnis zu den tatsächlichen Kosten als an anderen Klinikbereichen.

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Der Vorsitzende des Berufsverbandes der Frauenärzte Thüringens Martin Hesse, befürchtet, dass der Fall Schleiz nicht der letzte in Thüringen sein wird. „Geburtshilfestationen, in denen weniger als 300 Kinder im Jahr zur Welt kommen, werden Probleme bekommen“, so der Mediziner.

Für den Helios-Konzern mit sechs Klinikstandorten in Thüringen erklärte Sprecher Johann-Peter Prinz, Personalmangel und Personalausfälle im ärztlichen und pflegerischen Bereich seien Herausforderungen, denen sich alle Kliniken stellen müssten. Mit einem guten Netzwerk sei Helios aber in einer vergleichsweise komfortablen Situation. Einen kurzfristig drohenden Personalnotstand im Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin am Standort Gotha habe man so Mitte Februar abwenden können, sagte Prinz.