Erfurt. Trockenheit, Borkenkäfer und die Stürme im Februar haben Thüringens Wäldern zugesetzt. Doch es wird nicht nur Schadholz aus den Forsten geborgen, es wächst vielerorts auch neuer Wald. Nur Fichten wird es künftig weniger geben.

Thüringen will seinen Wald retten: Mit riesigem Aufwand werden nach den verheerenden Waldschäden der vergangenen Jahre Kahlflächen aufgeforstet und Mischwälder gepflanzt. Allein die Landesforstanstalt werde in diesem Jahr etwa zwei Millionen Bäumchen in den Boden bringen und damit den Rekordwert von 2021 wiederholen, teilte das Agrarministerium in Erfurt mit.

Wo wird in diesem Jahr aufgeforstet?

Gepflanzt wird vielerorts - bei Netzkater im Südharz, im Forstamt Bad Salzungen oder im Forstrevier Quirla (Saale-Holzland-Kreis) - dort auf 20 Hektar Schadflächen der letzten drei Jahre. Im Südharz seien beispielsweise 2021 auf etwa 120 Hektar Pflanzungen vorgenommen worden. In diesem Jahr sei etwa die gleiche Größenordnung geplant. Im Forstamt Bad Salzungen würden in den nächsten Wochen rund 250 000 Setzlinge verschiedener Baumarten auf 82,5 Hektar in den Boden kommen, auf einigen Hektar mit Hilfe von Freiwilligen.

Im Hasenthal in Südthüringen seien gleich zwei Aufforstungsaktionen geplant - etwa 90 000 Setzlinge sollen gepflanzt werden auf insgesamt 36 Hektar. Auch hier werde auf freiwillige Helfer unter andere aus Vereinen gesetzt. Neben Thüringenforst sorgen auch Kommunen sowie private Waldbesitzer dafür, dass möglichst viele Kahlflächen wieder grün werden.

Es sollen in diesem Jahr etwa zwei Millionen kleine Bäume in Regie der Landesforstanstalt gesetzt werden. Woher kommen sie?

Das Gros aus der staatlichen Forstbaumschule Breitenworbis in Eichsfeld. Sie wird nach Angaben des Agrarministeriums etwa 1,8 Millionen Setzlinge liefern. Die restlichen etwa 200 000 würden gekauft. In Breitenworbis würden 32 verschiedene Baumarten kultiviert. Das Spektrum reiche von Eichen über Rotbuchen, Weißtannen, Kiefern, Douglasien, Berg- und Spitzahorn bis zu Wildkirsche, Wildapfel und Schwarznuss. Die Baumschule sei auch für die Saatguternte und -lagerung zuständig. Aus einem Kilogramm Saatgut könnten bis zu 3000 neue Bäume gezogen werden.

Neuer Wald entsteht aber nicht nur durch Wiederaufforstung?

Nein. Pflanzung und Saat sorgen nach Angaben von Forstexperten nur zu einem kleinen Teil für die Wiederbewaldung - 90 Prozent machten die natürliche Verjüngung aus. Unterstützt werde die mit Pflegemaßnahmen, um den Licht- und Wasserbedarf der Jungpflanzen abzusichern.

Was kostet Thüringen die Rettung der Wälder?

Neben der Beseitigung des Schadholzes sei die naturnahe Wiederbewaldung die forstpolitische Hauptaufgabe, sagte Landwirtschaftsministerin Susanna Karawanskij (Linke). Mit dem Aktionsplan Wald habe die Landesregierung 2019 auf die dramatischen Waldschäden reagiert. «Unser Ziel ist es, den Wald in Zeiten des Klimawandels für kommende Generationen zukunftssicher zu entwickeln.» Wiederaufforstung und Waldumbau zu mehr Mischwäldern würden vom Land bis 2036 mit insgesamt 176 Millionen Euro unterstützt.

Wie groß sind die Waldschäden?

Der Naturschutzbund Nabu bescheinigte Thüringens Wäldern einen dramatischen Zustand. Allein die Februarstürme hatten verheerende Folgen, die beispielsweise an der Neuen Ausspanne bei Tambach-Dietharz (Kreis Gotha) mit einer Vielzahl abgebrochener und entwurzelter Bäume zu sehen ist. Allein 2021 fielen nach Angaben des Ministeriums rund sechs Millionen Festmeter Schadholz in Thüringens Wäldern an - mehr als die Hälfte verursachte der Borkenkäfer.

Wie groß sind die Flächen, auf denen neuer Wald entsteht?

Die Aufforstungsfläche allein der Landesforstanstalt habe im vergangenen Jahr 1762 Hektar betragen - im extrem von Trockenheit geprägten Jahr 2018 waren es nur 433 Hektar. Zu der Fläche von kommunalen und privaten Waldbesitzern lägen keine Daten vor. Das Ministerium geht aber davon aus, dass sie etwa so groß wie die der Landesforstanstalt ist - oder sogar noch etwas mehr.