Berlin. Die Wärmepumpe als Klimaanlage nutzen – das ist bei manchen Modellen möglich. Doch kann auch ein bestehendes Gerät nachgerüstet werden?

Das Jahr 2022 war von der Energie- und Preiskrise geprägt. Die Kosten für klassische Brennstoffe wie Heizöl und Gas sind im Frühjahr massiv gestiegen. Zeitweise kostete ein Liter Heizöl über zwei Euro und eine Kilowattstunde (kWh) Gas über 40 Cent. Mittlerweile hat sich die Lage wieder etwas beruhigt. Die Heizölpreise sind seit Anfang Januar im Abwärtstrend und auch der Gaspreis hat sich im Dezember auf Vorkriegsniveau eingependelt. Unklar ist aber, wie sich die Energiepreise in Deutschland weiter entwickeln werden.

Wärmepumpe als Klimaanlage nutzen: Wann Sie diese Entscheidung treffen sollten

Im Hinblick auf Heizöl könnte ein Problem die Heizölpreise 2023 massiv beeinflussen – so zumindest die Einschätzung eines Marktanalysten. Der Trend zu einer neuen Heiztechnologie wird von solchen Entwicklungen befeuert. Die Wärmepumpe ist als das erneuerbare Heizsystem für einige Verbraucherinnen und Verbraucher die Alternative zur Ölheizung. Nicht zu unterschätzen sind allerdings die Kosten für eine neue Wärmepumpe. Denn erst im Laufe der Jahre ist sie einer Ölheizung mit Blick auf die Kosten überlegen.

Mit der Zeit amortisieren sich die Kosten. Dasselbe Phänomen lässt sich auch im Kostenvergleich Wärmepumpe und Klimaanlage beobachten. Tatsächlich können manche Wärmepumpen auch als Klimaanlage genutzt werden. Allerdings verfügen nicht alle Anlagen über eine Kühlfunktion – daher sollte man die Entscheidung schon vor der Installation treffen. Die Nachrüstung der Kühlfunktion bei einer Wärmepumpe ist Berichten von "heizung.de" zufolge kostenintensiv.

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Wärmepumpe und Klimaanlage in einer Anlage: Wie die Kühlfunktion funktioniert

Die Antwort ist einfach: Das Funktionsprinzip der Wärmepumpe wird einfach umgekehrt. Das heißt: Statt der Wärme aus der Umgebung wird die Wärme im Wohngebäude von der Anlage abgezogen. Der Vorteil zur klassischen Klimaanlage liegt auf der Hand: Die Wärmepumpe benötigt für diesen Vorgang auch nicht mehr Energie als bei der Heizfunktion. Zudem muss keine externe Klimaanlage mittels Abluftschlauch installiert werden – Klimaanlage und die Heizfunktion sind in einer Anlage integriert.

Das ganze Prozedere nennt man aktive Kühlung und es funktioniert exakt wie das Kühlschrank-Prinzip: Die Wärme im Innenraum wird aufgenommen und zum Wärmetauscher der Wärmepumpe transportiert. Von dort wird die Wärme an die Außenluft abgegeben. Im normalen "Heizungs"-Betrieb wird stattdessen die Außenluft von der Wärmepumpe angesaugt und zum Wärmetauscher geleitet. Für die Umkehrung dieser Funktion wird für die Anlage ein zusätzliches Ventil benötigt.

Wärmepumpe zum Heizen und Kühlen: So funktionieren die Geräte:

So funktioniert eine Wärmepumpe
So funktioniert eine Wärmepumpe © funkegrafik nrw | Pascal Behning

Wärmepumpe mit Kühlfunktion: Zwei Bauteile machen das Gerät zur Klimaanlage

Zwei Bauteile in der Wärmepumpe machen die Umkehrung der Funktion und damit die Nutzung als Klimaanlage möglich: ein Expansionsventil und ein 4-Wege-Ventil. Das Expansionsventil hat in Wärmepumpen und Kühlgeräten eine wichtige Funktion – es reguliert die Kältemittelzufuhr. Denn in jedem Gerät muss sichergestellt werden, dass immer nur so viel Kühlmittel zum Verdampfer strömt, wie auch verdampft werden kann. Das 4-Wege-Ventil wiederum wird für die Kreislaufumkehrung in einer Wärmepumpe genutzt.

Berichten von "Danfoss" – einem Produzenten von Heiztechnik – zufolge kann ein 4-Wege-Ventil diesen Kreislauf vollständig umkehren. "Die Bauweise ist unkompliziert und orientiert sich an den Abmessungen der Saugleitung", berichtet der Konzern. Kann eine Wärmepumpe also einfach nachgerüstet werden – vielleicht sogar in Eigenregie? Bei Online-Shops wie "Amazon" oder "ebay" gibt es immerhin Angebote ab 100 Euro. Zum Vergleich: Eine externe Klimaanlage kann schnell zwischen 300 und 800 Euro kosten.

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Wärmepumpe mit aktiver oder passiver Kühlung: Diese Voraussetzungen gelten

Die zweite Möglichkeit ist die passive Kühlung. Diese ist für Besitzer einer Sole-Wasser-Wärmepumpe und Wasser-Wasser-Wärmepumpe eine Option – denn bei dieser Art der Kühlung wird die Wärme an das Wasser abgegeben. Im Unterschied zur aktiven Kühlung wird "net4Energy" zufolge die eigentliche Funktion der Wärmepumpe außer Acht gelassen. Vielmehr wird über die Flächen- oder Fußbodenheizung ein Teil der Raumwärme aufgenommen und über das Rohrsystem zum Wärmetauscher transportiert.

Von dort aus gelangt die Wärme ins Wasser oder Erdreich. Der Unterschied zur aktiven Kühlung: Es findet kein Luftaustausch statt – bedeutet: Die Luft wird weder angezogen noch aktiv abgegeben. Daher ist die passive Kühlung nicht so effizient wie die "aktive Methode" – dafür aber energiesparender. Unabhängig der Methode sollte die Wärmepumpe aber nicht in Eigenregie nachgerüstet werden – mit ein Grund sind die zu erfüllenden Voraussetzungen. Diese müssen eingehalten und von fachkundiger Hand geprüft werden:

  • Flächenheizung an Wand oder im Boden muss auf Kühlung ausgelegt und ggf. angepasst werden
  • Thermostate und Rohrleitungen im Heizsystem müssen größere Luftströme adaptieren können
  • Vorlauftemperatur und Kondensatabfuhr sollten bei der Wärmepumpe richtig eingestellt sein

Wärmepumpe nachrüsten und als Klimaanlage nutzen: So viel kostet ein Umbau

Die Wärmepumpe mit einer Kühlfunktion nachzurüsten, ist daher auch nicht günstig. Die Kosten sind nach Informationen von "net4Energy" von mehreren Faktoren abhängig. Dazu zählen die örtlichen Gegebenheiten oder auch die oben genannten Voraussetzungen. Die aktive Kühlung ist in der Nachrüstung in einer Luftwärmepumpe günstiger als die passive Methode bei einer Sole-Wasser-Wärmepumpe und Wasser-Wasser-Wärmepumpe. Ganz grob muss man mit folgenden Beträgen rechnen:

KühlfunktionKosten in Euro
aktive Kühlung500 bis 1.000
passive Kühlung2.500 bis 3.500

Nicht billig – allerdings zeigen sich im Vergleich mit einer klassischen Klimaanlage schnell Unterschiede mit Blick auf den Verbrauch. Für 60 Quadratmeter Fläche wird nach einer Musterrechnung von "HouseControllers" eine Klimaanlage mit 4.500 Watt Leistung benötigt. In der Summe kommt man an 30 heißen Tagen auf fast 1.100 kWh verbrauchten Strom. Zum Vergleich: Der Wärmepumpe mit Kühlfunktion reichen rund ein Drittel der Strommenge. Bei der passiven Kühlung sind es nach Berechnungen von "net4Energy" sogar noch einmal deutlich weniger.

Wärmepumpe vs. klassische Klimaanlage: Wo Verbraucher viel sparen

Zudem kann eine Wärmepumpe in Kombination mit einer Solaranlage genutzt werden. An heißen Sommertagen mit viel Sonnenschein erübrigt sich diese Frage nach den Stromkosten dann – im Hinblick auf die Amortisierung der Betriebskosten ist eine Wärmepumpe daher auch in Altbauten eine Option als Ergänzung zu einer Ölheizung. Mehr als 50 Prozent Heizöl hat ein YouTuber dank seiner Wärmepumpe gespart. Zudem wird die Investition in eine neue Wärmepumpe vom Staat über eine Förderung bezuschusst – dazu eine Übersicht:

Bezeichnung der FörderungZuschuss in Prozent
Grundförderung ("Basis-Zuschuss")30
Geschwindigkeitsbonus20 (ab 2024 – sinkt über die Jahre)
Bonus für WP mit natürlichem Kältemittel5
Bonus für Haushalte mit Einkommen unter 40.000 Euro30

In Summe sind theoretisch 85 Prozent Förderung möglich. Der Gesetzgeber hat die maximal Fördersumme aber auf 70 Prozent gedeckelt. Die maximale Fördersumme liegt bei 30.000 Euro. Bei 70 Prozent Deckelung ist somit maximal ein Zuschuss von 21.000 Euro möglich.

Die Investition in eine Kühlfunktion bei einer Wärmepumpe kann sich lohnen. Genau wie bei der Heizfunktion sind die Investitionskosten höher – doch im Laufe der Zeit amortisieren sich diese über die Energiepreise. Auch sollte man bedenken: Die Sommer werden tendenziell immer heißer und die Zahl der Tage mit Rekordtemperaturen nimmt immer weiter zu. Die Investition in eine Klimaanlage oder eben eine Wärmepumpe mit Kühlfunktion wird in Zukunft für viele unausweichlich werden.

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