Musikalisch immer beweglich bleiben und dabei die schönen Melodien nicht vergessen. Christian Werner über das Album „London 0 Hull 4“ von The Housemartins.

Es kommt zuweilen vor, dass Verfasser von Kommentaren in digitalen Biotopen den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf treffen. Etwa hier: Die britische Band The Housemartins, schrieb ein Exemplar dieser Spezies in der geschützten Ecke eines Netzforums, klinge wie ihre Landsmänner The Smiths – nur fröhlicher.

Man macht sich unter Smiths-Puristen mit solchen Aussagen erfahrungsgemäß keine Freunde. Aber Parallelen in der Intonation und Instrumentierung lassen sich nicht leugnen. Die Orientierung am Songwriting der sechziger Jahre, der soulige Gesang, der Twang der Gitarren. Das ist alles erfahrbar etwa auf dem Debütalbum „London 0 Hull 4“.

Damit enden die Vergleiche auch schon. Die Assoziationen jedoch nicht. Denn eigentlich ist die markant-kehlige Stimme von Sänger Paul Heaton über die Jahre mit einer anderen Band im kollektiven Gedächtnis verankert: The Beautiful South.

Fünf Jahre bis zur Auflösung der Band

Die Musiker der ehemaligen Housemartins gehören zu den Reinkarnisten der Popmusik. Nur fünf Jahre gab es die Band, als sie sich 1988 nach zwei Alben auflöste. Danach gründete ein Teil die um Strecken erfolgreicheren The Beautiful South, die mindestens ein gutes Dutzend Hits wie „Rotterdam (or anywhere)“ hatten.

Das Cover des Albums „London 0 Hull 4“ von The Housemartins.
Das Cover des Albums „London 0 Hull 4“ von The Housemartins. © Universal

Bassist Norman Cook trieb es mit der musikalischen Häutung fast auf die Spitze: Er reüssierte nach dem Band-Aus mal als Beats International („Dub be good to me“), mal als Pizzaman oder war Teil von Freak Power. Den größten Erfolg hatte er aber unter dem Pseudonym Fatboy Slim. Yes, you‘ve come a long Way, Baby.

Und es gibt noch eine Assoziation. Die meisten Leute verbinden mit The Housemartins deren größten Hit, das ohne Instrumente eingespielte „Caravan of Love“. Das Cover eines Songs der Isley-Brothers war die einzige Nummer eins der Band, ist aber auf keinem der beiden Alben erschienen.

Das Debüt von 1986 jedenfalls versprüht abseits von A-cappella-Pop britischen Klassenstolz mit politisch motivierten Texten, die man der beschwingt-heiteren Musik gar nicht zutraut. Es als Gute-Laune-Platte zu benutzen funktioniert zwar, wird der Signifikanz aber nicht gerecht. Und dass der Bandname (deutsch: Mehlschwalben) klingen soll, als hätten der Bund für Naturschutz und WWF eine Hausband gegründet, darf man gern als neidische Huldigung von Musikfans verstanden wissen, die sich härteren Klängen verbunden sehen.

Reinhören!

Wir haben die Playlist zum Krisen-Modus. Hören Sie unsere Auswahl an Songs für die Heimarbeit, zur Kurzweil oder für andere Ablenkungen in Selbstquarantäne. Die Titel werden mit jeder neuen Folge unserer Kolumne erweitert. Und hier erfahren Sie, warum die Songs ausgewählt wurden.

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