Kurze Künstlerkarrieren, die trotzdem eindrucksvoll und nachhaltig wirken, sind rar. Christian Werner über das Album „Buddy Holly“.

Erstlingswerke atmen bekanntlich den Zauber des Neuen, des Frischen, des Unbekannten. Sie kitzeln den menschlichen Entdeckerdrang und sind ein willkommener Anlass für das Glückshormon Dopamin, sich auf den Weg zu machen. Auch der Überraschungseffekt dürfte eine Rolle spielen, selbst bei Leuten, die keine Überraschungen mögen.

Etwa Buddy Hollys selbstbetiteltes Debütalbum von 1958. Der Musiker gehört zwar zur ersten Generation des Rock’n’Roll, ist also längst Teil des pophistorischen Establishments. Doch für das Auslösen von (emotionaler) Furore sind seine Werke immer noch gut.

Das Album ist nicht nur, wie damals üblich, eine Ansammlung von vorher veröffentlichten Singles. Es gibt eine knappe Handvoll Hits: „Peggy Sue“, „Words of Love“, „Rave on!“ und „I’m gonna love you too“.

Blaupause für Bands wie The Police

Das Cover von des Albums „Buddy Holly“.
Das Cover von des Albums „Buddy Holly“. © Universal

Aber auch Songs, die in den Zeitläuften zu Standards gewachsen sind wie „Everyday“. Seinerzeit nur als B-Seite einer Single eingesetzt, wird das entspannte Stück immer noch gern gecovert, im Original dominiert nur vom Gesang und rhythmischen Handschlägen aufs Knie.

Und mit der typischen Schluckauftechnik waren vordergründig sinnfreie, aber lautmalerisch höchst beglückende Textzeilen wie „A-hey, a-hey hey“ Vorläufer und Blaupause für Bands, die diese Methode verfeinerten wie The Police („Tscha-Tscha“ oder „De Do Do Do, De Da Da Da“).

Das Album zeigt zudem viele Buddy Hollys: den ruhigen („Valley of Tears“), den gemütlichen („Look at me“), den wilden („Ready Teddy“), den stimmlich variablen „You’re so square (Baby, I don’t care“).

Kurz, aber intensiv währte indes sein künstlerisches Schaffen. Nach nur wenigen Alben und etlichen Singles kam er mit 22 Jahren bei einem Flugzeugabsturz 1959 ums Leben – und mit ihm die Musiker The Big Bopper und Ritchie Valens.

Den Einfluss dieser Künstlervita kann man mit Worten kaum erfahrbar machen. Sein Wirken auf wiederum ihrerseits wegweisende Größen der Popmusik ist gewaltig, die Liste seiner Fans und Nachahmer prominent und lang: Von den Beatles, den Rolling Stones, Bob Dylan oder Elton John, um nur wenige zu nennen, sind Bewunderungsbekundungen in mündlicher und musikalischer Form überliefert. Einige dieser Musiker hatten gar die Gnade, Holly auf einer Bühne zu erleben – als Zuschauer.

Man könnte auch sagen Buddy Holly war einer DER Influencer des Rock’n’Roll.

Reinhören!

Wir haben die Playlist zum Krisen-Modus. Hören Sie unsere Auswahl an Songs für die Heimarbeit, zur Kurzweil oder für andere Ablenkungen in Selbstquarantäne. Die Titel werden mit jeder neuen Folge unserer Kolumne erweitert. Und hier erfahren Sie, warum die Songs ausgewählt wurden.

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