Musik machen ohne Maske und nicht sichtbar sein, aber Gehör finden. Christian Werner über das Album „Das Ende der Beschwerde“ von Peter Licht.

Peter Licht, der sich auch gern PeterLicht schreibt, und wohl eigentlich Meinrad Jungblut heißt, war der Großmeister der Anonymität in der Dreifaltigkeit der Gesichtslosen der deutschen Popmusik. Denn mehrere Jahre lang gab es von dem Künstler kein Bild seines Konterfeis.

Im Gegensatz zum Vermummungsgebaren von Sido und Cro, die sich hinter Masken versteckt haben oder es noch tun, lehnte Peter Licht lediglich Aufnahmen seines Gesichtes ab. Die Umsetzung dessen grenzt in einem nahezu durchmedialisierten Alltag beinahe an ein Wunder.

Berühmtheit erlangte er trotzdem. Mit seiner Musik, man erinnere sich nur an den Hit „Sonnendeck“. Oder mit seinen Auftritten, wie in der Harald-Schmidt-Show, bei dem man ihn nur vom Kinn abwärts filmen durfte.

Der Künstler zeigt sich inzwischen

Die Zeiten der gesichtslosen Abstinenz sind vorbei, der Künstler zeigt sich inzwischen sogar auf Plattencovern. Eigentlich wären in dieser (Corona-)Zeit und an diesem (Kolumnen-)Ort mehrere Alben prädestiniert, die thematische Brücke zu schlagen. „Lieder vom Ende des Kapitalismus“ etwa, der gleichnamige Song passe zur Situation, sagte er jüngst in der ZDF-Sendung „Aspekte“ und stimmte es sogleich an.

Das Cover von „Das Ende der Beschwerde“ von Peter Licht.
Das Cover von „Das Ende der Beschwerde“ von Peter Licht. © Motor

Doch nehmen wir „Das Ende der Beschwerde“ aus dem Jahr 2011. Die Botschaften der Platte lassen sich ebenfalls gut zum virusgeprägten Zeitgeist interpretieren: „Gesellschaft ist toll, wenn nur all die Leute nicht wären“ singt der Musiker im Titellied. Und: „Du musst dein Leben ändern“.

Aber Peter Licht wäre nicht er selbst, wenn es nicht auch etwas philosophisch werden würde: „Wenn ich nur wüsste, welches Leben ich ändern müsste.“ Genau: Wer bin ich und wenn ja, wie viele?

Auch der Konsumkritik, der man aktuell neue Facetten abgewinnen kann, bleibt er treu. „Begrabt mein iPhone® an der Biegung des Flusses“ gehört in die Hall of Fame gelungener Songtitel und streift weitere drängende Themen wie Datenschutz und Persönlichkeitsrechte. Er macht das nie anklagend, sondern beobachtend, persiflierend.

Musikalisch geht er mit „Das Ende der Beschwerde“ einen Schritt in Richtung Mainstream. Man hört etwas Hamburger Schule und eine straffe Produktion, die internationale Vergleiche nicht scheuen muss.

Die Platte wurde zudem vor neun Jahren mit Erlaubnis und Beteiligung des Musikers von Weimarer Studenten visualisiert. Über 20 Musikvideos sind entstanden, nicht nur für die Generation Youtube ein Erlebnis.

Reinhören!

Wir haben die Playlist zum Krisen-Modus. Hören Sie unsere Auswahl an Songs für die Heimarbeit, zur Kurzweil oder für andere Ablenkungen in Selbstquarantäne. Die Titel werden mit jeder neuen Folge unserer Kolumne erweitert. Und hier erfahren Sie, warum die Songs ausgewählt wurden.

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