Wer will schon hören, er sei wie seine Eltern? Wir haben ein Beispiel, wie man sich trotzdem erfolgreich abgrenzt. Christian Werner über das Album „The Constant“ von I blame Coco.

Irgendjemand meinte mal, „The Constant“ von I blame Coco wäre ein Dance-Album für Leute, die Dance-Musik gar nicht mögen. Dem ist nichts hinzuzufügen, eigentlich. Denn damit ist das so gar nicht überlebenswichtige, aber in ablenkungsarmen Krisenzeiten wie diesen unterhaltsame Hintergrundwissen über das ungewöhnliche Album und seine Macherin längst nicht erschöpft.

Punkt 1: Eliot Sumner, die sich vorrangig hinter dem Projekt I blame Coco verbarg, ist die Tochter von Gordon Sumner, geneigten Pop-Connaisseuren wie auch Formatradio-Getriebenen besser bekannt als Sting.

Punkt 2: Das Album ist das einzige, das Eliot Sumner unter I blame Coco veröffentlicht hat. 2016 brachte sie eine Platte unter ihrem richtigen Namen heraus und 2019 eine dritte, dieses Mal unter dem Pseudonym Vaal.

Punkt 3: Coco ist – wie Sting – ein Spitzname. Die Quellenlage ist vage, mal soll ihn ihre Mutter Trudie Styler (Schauspielerin und Filmproduzentin) kreiert haben, mal ihr Bruder.

Sie klingt (fast) wie der Vater

Vergleiche nerven. Erst recht, wenn sie die eigenen Eltern betreffen. Wer will schon so sein wie die Alten? Vor allem in Lebensabschnitten wie der Jugend, denen das Abgrenzen und Selbstfinden naturgemäß eigen ist.

Das Cover des Albums „The Constant“ von I blame Coco.
Das Cover des Albums „The Constant“ von I blame Coco. © Island/Universal

Man kommt in diesem Fall an ihnen aber nicht vorbei: Das Timbre, das Verrauchte, die Klangfarbe – stimmlich ist Eliot Sumner ziemlich dicht am musikalischen (Über-)Vater. Auch eine Vorliebe zu Reggae-Rhythmen im ersten Karriereabschnitt teilen die beiden scheinbar.

All das soll nicht darüber hinweg täuschen, dass „The Constant“ im Kern eine elektronisch geprägte Platte ist. Das liegt nicht nur am Song „Caesar“ mit Elektro-Pop-Expertin Robyn. Oder an „Quicker“, das unverschämt offenherzig mit 90er-Jahre-Dance-Sounds spielt und trotzdem funktioniert. Sondern am Konzept der Platte, die konsequent tanzbar bleiben will. Sogar Neil Youngs „Only Love can break your Heart“ wird so zum digitalen Rastafari-Schunkler.

Für Sumners Karriere war ihr Debütalbum vor zehn Jahren ein guter Start. I blame Coco spielte immerhin auf großen Festivals wie dem Glastonbury, Sumner ist zudem ein gefragtes Model.

Irgendjemand sagte mal, dass ein Hit ein Hit ist, wenn man beim ersten Hören das Gefühl hat, den Song ewig zu kennen. „The Constant“ ist voll von derartigen Songs und das ist wohl das Ungewöhnlichste an dem Album. Auch wenn es bei seiner Veröffentlichung, gemessen an Chartplatzierungen, kein großer Hit war.

Reinhören!

Wir haben die Playlist zum Krisen-Modus. Hören Sie unsere Auswahl an Songs für die Heimarbeit, zur Kurzweil oder für andere Ablenkungen in Selbstquarantäne. Die Titel werden mit jeder neuen Folge unserer Kolumne erweitert. Und hier erfahren Sie, warum die Songs ausgewählt wurden.

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