Erfurt. Wir haben in die neuen Musikalben reingehört von Metric, Bells Larson und Afghan Whigs.

Einfach machen sie es einem nicht: Schon der erste Song „Doomscroller“ häutet sich über zehn Minuten vom kaum zu ertragenden Techno-Stampfer zur Klavier- und dann zur Powerballade.

Das Cover des Albums „Formentera“ von Metric.
Das Cover des Albums „Formentera“ von Metric. © Metric Music-Thirty Tigers/Membran

Aber: Das muss man erst mal hinbekommen. Die kanadische Band Metric vermischt auf „Formentera“ weiter klassische Rockbandbesetzung mit viel Technik. Mitreisende Melodien wie die Single „All comes crashing“ machen das etwas unentschlossene Gesamtpaket aber versöhnlicher.

Das Cover des Albums „Good Grief“ von Bells Larson.
Das Cover des Albums „Good Grief“ von Bells Larson. © Next Door Records

Ebenfalls aus Kanada kommt Bells Larsen (sie/er). Die Singer/Songwriterin veröffentlicht mit „Good Grief“ ihr Debütalbum, dass ein Trauma behandelt oder, besser gesagt, verarbeitet: Mit 19 Jahren stirbt ihre erste Liebe. Das war vor fünf Jahren, nun schenkt Larsen uns gut zwei Handvoll Songs, die anderen gequälten Seelen wie Elliott Smith oder Nick Drake nacheifern. Die Musik ist folgerichtig fein ziselierter, oft zerbrechlich wirkender Indie-Rock, ziemlich oldschool im Ansatz und gern auch in der Ausführung, aber nie altbacken.

Das Cover des Albums „How do you burn?“ von Afghan Whigs.
Das Cover des Albums „How do you burn?“ von Afghan Whigs. © Royal Cream/BMG

Es ist schon erstaunlich, dass 36 Jahre nach Bandgründung und einer Auflösung (samt Wiedervereinigung) die Afghan Whigs auch auf ihrem neunten Album „How do you burn?“ keine Ermüdungserscheinungen zeigen. Zehn Songs, die wie gewohnt Rock sind und doch so viel mehr. Die Beatles („The Getaway“) werden referenziert, auch Springsteen und Coldplay, sogar zusammen in einem Song („Concealor“). Aber, ach, das sind doch nur Randnotizen im musikalischen Reich ohne Grenzen von Greg Dulli und seiner Mannschaft.