Münster. Zwei Frauen lösten nach ersten Erkenntnissen der Ermittler eine Explosion aus, als eine Gerichtsvollzieherin und Polizisten vor der Tür stehen. Fünf Verletzte und zwei tote Pferde sind die Folge.

Dramatische Szenen in Münster: Die Gerichtsvollzieherin kam am Morgen zu einem Fachwerkhaus am Rande von Münster. Begleitet wurde sie von drei Polizisten – denn es ging um eine Zwangsräumung. Die beiden Bewohnerinnen wussten, dass es dazu kommen würde – und hatten offenbar ihren Suizid vorbereitet: Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft lösten die Frau (67) und ihre Tochter (38) in dem Moment absichtlich eine Explosion aus. Sie überlebten schwer verletzt. Die drei Polizisten wurden leicht verletzt. Zwei Pferde, die die Frauen offenbar vorher ins Haus geholt hatten, mussten eingeschläfert werden. Das Gebäude wurde zerstört.

Nach Angaben der Ermittler war es am Mittwoch um 9.23 Uhr zu der Explosion gekommen. Die Feuerwehr geht davon aus, dass sie durch Gas ausgelöst wurde. Die Rettungskräfte trugen später noch mehrere unversehrte Gasflaschen aus dem Haus. „Es gibt Hinweise darauf, dass die Bewohnerinnen des Hauses die Explosion absichtlich herbeigeführt haben, als die Beamten heute zur Zwangsräumung erschienen. Möglicherweise wollten sie sich dadurch selbst das Leben nehmen“, erklärte der Leiter der von der Polizei gebildeten Mordkommission.

Weil die Frauen in Kauf nahmen, auch Unbeteiligte mit in den Tod zu nehmen, ermittelt die Staatsanwaltschaft „wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion mit versuchter Todesfolge“, so ein Sprecher der Behörde. Demnach wussten die Frauen von der Zwangsräumung am Mittwoch. Ob und wie lange sie die Tat geplant hatten, blieb zunächst unklar. Laut einem Bericht der „Münsterschen Zeitung“ hatten sie vorher noch die beiden Pferde ins Haus geholt. Die Tiere wurden so schwer verletzt, dass ein Amtstierarzt sie einschläfern musste.

Das Haus wurde weitgehend zerstört beziehungsweise musste für die Löscharbeiten eingerissen werden.
Das Haus wurde weitgehend zerstört beziehungsweise musste für die Löscharbeiten eingerissen werden. © Bernd Thissen

Die Frauen wurden schwer verletzt in Krankenhäuser gebracht. Die drei Polizeibeamten wurden durch Lärm und Druckwelle leicht verletzt. Die Gerichtsvollzieherin blieb unverletzt, wie der Direktor des Amtsgerichts bestätigte. Das allein stehende Fachwerkhaus geriet komplett in Brand. Erst am Nachmittag war das Feuer unter Kontrolle. Das Haus wurde weitgehend zerstört beziehungsweise musste von den Rettungskräften für die Löscharbeiten eingerissen werden.

Die Frauen hatten seit längerem Streit Ärger mit ihrem Vermieter. Laut Amtsgericht ging es um ausstehende Mietzahlungen. Der Gläubiger setzte die Zwangsräumung durch.

Staatsanwalt will Haftbefehl wegen versuchten Mordes

Nach der Explosion in einem Haus in Münster will die Staatsanwaltschaft gegen die 67 Jahre alte Bewohnerin Haftbefehl unter anderem wegen versuchten Mordes beantragen. Die Frau habe bei ihrer Vernehmung im Krankenhaus gestanden, gemeinsam mit ihrer 38 Jahre alten Tochter die Explosion geplant und herbeigeführt zu haben, teilten die Ermittler am Donnerstag mit. Die 38-Jährige sei so schwer verletzt, dass sie noch nicht vernommen werden konnte.

Die Staatsanwaltschaft Münster wird am Donnerstag beim Amtsgericht „den Erlass eines Haftbefehls wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion mit versuchter Todesfolge beantragen“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft mit Bezug auf die 67-Jährige. Ihre Tochter werde in einer Spezialklinik behandelt.