Erfurt. Der Fachkräftemangel macht sich auch in den Fahrschulen in Thüringen bemerkbar. Derzeit wird Nachwuchs gesucht - insbesondere weiblicher.

In Thüringen fehlen laut Fahrlehrerverband weiterhin Fachkräfte. Dass im Freistaat im vergangenen Jahr 63 Männer und 16 Frauen ihre Prüfung absolvierten, sei zwar eine gute Nachricht, sagte der Vorsitzende des Thüringer Fahrlehrerverbandes, Harry Bittner, auf Anfrage. Es müsse aber noch mehr passieren, um dem Abwärtstrend entgegenzuwirken. Während 2013 laut Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes noch rund 1600 Personen in Thüringen eine Fahrlehr-Erlaubnis besaßen, waren es 2022 nur noch etwa 1280. Diese Entwicklung ist in ganz Deutschland zu beobachten: In den vergangenen zehn Jahren ging die Zahl der Fahrlehrerscheine von bundesweit rund 44.000 auf 40.000 zurück.

Verbandsmann Bittner beklagt einen Prüfungsstau. Es sei bedauerlich, wenn angehende Fahrlehrer nicht starten könnten, weil sie auf ihren Prüfungstermin warten müssten. Dass die Prüfung möglichst unmittelbar nach der theoretischen Ausbildung stattfinden soll, bestätigt auch das zuständige Thüringer Landesverwaltungsamt. Es werde ständig daran gearbeitet, mehr Termine anzubieten, hieß es. Der organisatorische Aufwand sei jedoch enorm: Allein für den letzten Termin im November seien 21 Personen für die Aufsicht und weitere 21 für das Korrigieren der Klausuren und die mündlichen Prüfungen im Einsatz gewesen. Nach der Grundausbildung müssen die angehenden Fahrlehrer noch ein mindestens viermonatiges Lehrpraktikum ableisten, in dem sie bereits Schüler unterrichten dürfen, dabei aber begleitet werden.

Der Blick in die Zukunft bereitet Bittner Sorgen: Rund ein Drittel der Personen mit Fahrlehrer-Erlaubnis in Thüringen war 2022 laut Kraftfahrt-Bundesamt zwischen 65 und 74 Jahren alt. Nachwuchs werde dringend benötigt - auch weiblicher. Bittner bedauert, dass bisher nur wenige Frauen diesen Beruf wählen. Dabei biete die Arbeit viele Möglichkeiten und lasse sich gut mit einem Familienalltag verbinden.

Den Mangel an Fahrlehrern bekommen auch Schüler zu spüren. Sechs bis acht Wochen müssten sie zurzeit nach der theoretischen Prüfung auf ihre erste Fahrstunde warten, berichtete Antje Hundertmark von der Fahrschule Kutscher in Jena. Damit sich an der Situation etwas ändert, müsste Fahrlehrer ein anerkannter Ausbildungsberuf werden, so die Mitarbeiterin. Wer sich derzeit für den Beruf entscheidet, muss die Kosten von bis zu 20.000 Euro selbst tragen.