Weimar. Giovanni Scarselli gründete die erste Gelateria in Weimar. 74-jährig ist er jetzt gestorben

Sein „Venezia“ war 1993 die erste italienische Gelateria in Weimar. An der Ecke von Hummelstraße und Schützengasse, die nun endlich saniert wird, hatte es sich schnell einen Namen gemacht. Im Jahr 2006 zog Giovanni Scarselli mit seinem Eis-Café an den Theaterplatz. Nach dem frühen Tod seiner Frau verkaufte er es schließlich und ging nach Italien. In dieser Woche ist Giovanni Scarselli dort im Alter von 74 Jahren gestorben.

Weimar bedeutete ihm viel. Das hat Thomas Kummerow bereits 2003 in seiner deutschlandweiten Porträtserie „angekommen“ (arcfoto.de) festgehalten.

Damals gab Giovanni Scarselli zu Protokoll: „Zum ersten Mal bin ich 1983 nach Weimar gekommen – wegen Goethes Faust und dem jungen Werther. Ich habe mich hier verliebt und zwei Jahre später geheiratet. Gleich nach dem Fall der Mauer bin ich dann mit meiner Frau zurückgekommen. (...) Weimar ist mein Zuhause, klein aber kosmopolitisch. Ich bin hier kein Ausländer mehr, ich bin Weimarer. Ich kenne viele und viele kennen mich. Ausländer sind Menschen ohne Kontakte. (...) Mit all den Veränderungen der letzten Jahre habe ich Geschichte miterlebt und hatte oft das Gefühl, inmitten der Geschichte zu leben – was für ein Gefühl.“

Bereits schwer krank, kam Giovanni Scarselli Ende April 2019 noch einmal nach Weimar – um sich zu verabschieden. Natürlich war er auch in seinem „Venezia“ am Theaterplatz, wo er nicht allein Giovanni Cancian einen Besuch abstattete, der das Café mit Ivo Sbardella vor zwei Jahren übernommen hatte. Sein Besuch galt vor allem auch den Mitarbeitern Nelli Usubjan und Adriano Bertola, die bereits seit 15 bzw. seit 25 Jahren zum „Venezia“ gehören. „Sein Herz ist immer in Weimar geblieben“, ist sich Adriano Bertola sicher. „Hier hat er seine schönsten Jahre erlebt.“