Landkreis. Landkreis Sömmerda am stärksten in Mittelthüringen von Kurzarbeit betroffen.

„Dieses Jahr ist die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ungewöhnlich“, kommentiert Holger Bock, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Erfurt, die Juli-Arbeitsmarktzahlen.

Und er erklärt diese Einschätzung so: „Normalerweise steigt die Arbeitslosigkeit im Hochsommer, doch im Landkreis Sömmerda sinken die Arbeitslosenzahlen leicht vom Juni zum Juli. Das liegt vor allem am Rückgang der Arbeitslosigkeit in der Grundsicherung. Auch sind die saisonalen Effekte, die im Sommer die Arbeitslosenzahlen steigen lassen, wie Entlassungen zum Halbjahr und Beendigungen von befristeten Beschäftigungsverhältnissen, vermutlich bereits im Zuge der Corona-Krise vorgezogen worden.“

Dennoch: Der Lockdown habe zu sehr viel Unsicherheit geführt. Die Unternehmen nutzten die Kurzarbeit intensiv, um ihre Mitarbeiter zu halten. Gleichzeitig seien 600 arbeitslose Menschen mehr als vor einem Jahr gezählt worden und in den letzten Wochen sei auch die Zahl der Menschen, die Arbeitslosengeld I bekommen, gestiegen. Auch die Personalnachfrage sei noch auf einem geringen Niveau

In Zahlen heißt das: Im Kreis Sömmerda waren im Juli 2505 Menschen arbeitslos. Das sind 30 weniger als im Juni, jedoch 600 mehr als vor einem Jahr (bzw. 32 Prozent). Damit sank die Arbeitslosenquote innerhalb eines Monats geringfügig von 7,2 auf 7,1 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 5,2 Prozent.

Fast jeder zweite hat Arbeitsausfall von mindestens 10 Prozent

Seit März haben im Landkreis Sömmerda 706 Unternehmen für 11.250 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt. Die zumeist im März und April eingegangenen Anzeigen und die damit laufenden Bewilligungszeiträume führten im Juli nur zu wenigen neuen Anzeigen: 3 Unternehmen zeigten Kurzarbeit für 12 Mitarbeiter an.

Damit erwarten die Unternehmen für fast jeden zweiten Beschäftigten einen Arbeitsausfall von mindestens 10 Prozent.

„Die Kurzarbeitsanzeigen sind auf einem nie dagewesenen Niveau. Der Landkreis Sömmerda ist mit seiner Wirtschaftsstruktur besonders stark von Kurzarbeit betroffen. Jede zweite Anzeige zur Kurzarbeit kommt aus dem Verarbeitenden Gewerbe und vor allem aus der Metall- und Elektrobranche. Hier ist neben der Corona-Krise auch der Strukturwandel ein wesentlicher Grund für den Arbeitsausfall“, erläutert Bock.

Zum Vergleich: während der Finanzkrise hatten im gesamten Jahr 2009 lediglich 149 Unternehmen Kurzarbeit für 2042 Beschäftigte angezeigt.

143 Menschen verloren im Juli ihre Arbeit, davon waren vor allem Beschäftigte im Verarbeitenden Gewerbe, im Handel und in der Arbeitnehmerüberlassung, betroffen. 118 Menschen konnten eine neue Beschäftigung aufnehmen und ihre Arbeitslosigkeit beenden. Wie bereits im Juni ist dies ein Mini-Zuwachs. Auch starteten 93 Menschen eine Aus- bzw. Weiterbildung. Das ist zum zweiten Monat in Folge ein deutlicher Anstieg. Da Maßnahmeteilnehmer nach dem Gesetz nicht als arbeitslos gezählt werden, entlastet dies die Arbeitslosenzahlen.

Gemeldete Stellen von Unternehmen noch nicht auf Vor-Corona-Niveau

Nach einem erhöhten Stelleneingang im Juni ist die Zahl der neu gemeldeten Stellen im Juli wieder gesunken – auf 71. Das sind etwa 50 weniger als vor einem Monat und als vor einem Jahr. „Die Unternehmen meldeten nur verhalten neue Personalbedarfe, das ist bei einem so hohen Anteil an Beschäftigten in Kurzarbeit jedoch zu erwarten. Der Stelleneingang ist noch nicht wieder auf dem Vor-Corona-Niveau. Dieses lag bei durchschnittlich 135 Stellen pro Monat“, erläutert Holger Bock.

Gesucht werden derzeit neue Kollegen vor allem über Personaldienstleister, im Verarbeitenden Gewerbe und im Handel.