Erfurt/Köln. Unsicherheit und hohe Zinsen für Immobilienkredite - viele Menschen können sich kein Wohneigentum mehr leisten. Das wirkt sich laut einer neuen Analyse auf die Mieten aus.

Die Mieten in Thüringen folgen dem Bundestrend und sind kräftig gestiegen. Im dritten Quartal kletterten die Angebotsmieten im Freistaat nach am Montag veröffentlichten Daten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Schnitt um 5,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Das war deutlich mehr als im Mittel der vergangenen drei Jahre mit plus 3,1 Prozent. Bundesweit betrug das Plus 5,8 Prozent.

Thüringen lag beim Anstieg der Mietpreise im unteren Drittel der 16 Bundesländer, aber deutlich über dem in den ostdeutschen Nachbarländern Sachsen mit 4,1 Prozent und Sachsen-Anhalt mit 4,8 Prozent.

"Es zeigt sich, dass die Dynamik zunimmt", sagte IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer. Die Menschen suchten zunehmend Mietwohnungen, während einige Vermieter offenbar wegen der hohen Inflation höhere Mieten ansetzten. Zudem gebe es in ländlichen Regionen, die noch vergleichsweise günstigen Wohnraum bieten, Aufholeffekte.

Gestiegene Kreditzinsen, hohe Baupreise und die Rekordinflation machen Wohneigentum weniger erschwinglich. Die Zinsen für zehnjährige Immobilienkredite haben sich seit Jahresbeginn mehr als verdreifacht. Viele Menschen weichen daher auf den Mietmarkt aus. Die sich verlagernde Nachfrage werde dort den Aufwärtsdruck auf die Mieten erhöhen, hieß es jüngst in einer Studie der Landesbank Hessen-Thüringen Helaba.

Die DZ Bank und der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) nannten als Grund für die "spürbar steigenden Mieten" neben der Verschiebung der Nachfrage auch die steigende Zuwanderung mit vielen Flüchtlingen aus der Ukraine. Ein hoher Bedarf an bezahlbarem Wohnraum treffe auf sinkende Leerstände in den Städten. In Thüringen wird derzeit über fehlende Kapazitäten bei der Unterbringung von Geflüchteten diskutiert.