Marbach. In Marbach wurde gestern ein Pilotprojekt für eine Solarthermieanlage mit zwei Systemen ans Netz gebracht

Wie bestellt. Als die Gäste anrollten, gab die Sonne gegen Mittag ein Intermezzo. Passend zum Anlass der Zusammenkunft. Thüringens größte Solarthermieanlage im Ortsteil Marbach wurde ans Netz geschaltet. Und liefert künftig mit der Leistung von einem Megawatt per anno Heizenergie für ca. 120 Haushalte.

Die 3000 Quadratmeter große Fläche im Eigentum der Stadtwerke liegt neben der ehemaligen Siloanlage. Ideal, um dort zwei Systeme in einem Pilotprojekt auf die jeweilige Effizienz auszuprobieren. Es handelt sich um zwei verschiedene Technologien mit einer Fläche von 2000 Quadratmetern. Ein System läuft mit Flachkollektoren, das zweite mit Vakuumröhren. „Die Erkenntnisse aus dem Betrieb der Systeme in den nächsten beiden Jahren sollen uns bei künftigen Projekten helfen, die richtige Entscheidung zu treffen“, so Karel Schweng, Geschäftsführer der Stadtwerke Erfurt (SWE) Energie GmbH.

Zwei Systeme im Test für Zukunftsprojekte

Das Flachkollektorensystem liefert die Firma Ritter Solar – eine Tochterfirma des Ritter-Konzerns, zu dem auch Ritter Sport gehört – aus Dettenhausen in Baden-Württemberg. Die Röhrenkollektoren kommen von der Firma Solid aus Graz in Österreich.

Der Gesamtpreis für die Pilotanlage beläuft sich nach Schwengs Worten auf ca. 1,5 Millionen Euro, die zu 40 Prozent aus Bundesmitteln gefördert werden. Der Amortisationszeitraum für die erneuerbare Wärmequelle ist auf etwa 15 Jahre ausgelegt.

Die Marbacher Solarthermie-Anlage läuft bereits seit März dieses Jahres im Probebetrieb. „Wir werden sehen, welche der beiden dort angewandten Technologien für unsere Zukunftsprojekte, beispielsweise in der Oststadt, am besten passt“, so SWE-Energie-Geschäftsführer Schweng.

Parallel zu der Marbacher Anlage wurde in der Iderhoffstraße das neue Heizwerk eingeweiht. Es gehört zum Erfurter Energiemodell. Soll heißen, es springt an, wenn die Sonne nicht scheint und speist dann die benötigte Wärmeenergie ins Netz.

Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) hatte es sich nicht nehmen lassen, den Termin im ureigensten Interesse wahrzunehmen. Man müsse in der Energieversorgung umdenken, sagte sie. Viele Jahre habe man sich nur mit der Stromwende beschäftigt. Zu oft habe der Fokus dort gelegen. Auf dem Wärmebereich sei daher noch viel zu tun, er fände kaum statt. „Wir brauchen solche Anlagen, wir brauchen mehr Aufgeschlossenheit für solche Projekte“, so ihr Appell. Siegesmund: „Weitererzählen. Tragen Sie die Idee weiter in andere Stadtwerke“. Mit dieser Anlage würde die Sonnenenergie direkt zum Heizkörper im Wohnzimmer fließen, so die Ministerin, die darauf hinwies, dass bis 2040 im Land Thüringen komplett auf erneuerbare Energien gesetzt werde. Dazu brauche man den zügigen Ausbau, besonders beim Heizen und Kühlen von Wohngebäuden.