Thüringer Tierheimen brechen in schwierigen Zeiten die Spenden weg. Sinkenden Einnahmen stehen stetig steigende Kosten gegenüber. Ein Tierschutzverein musste bereits drei Mitarbeitern kündigen.

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs, höherer Inflation und steigender Energiepreise haben viele Thüringer Tierheime und Tierschutzvereine mit einer sinkenden Spendenbereitschaft zu kämpfen.

"Im Vergleich zum gleichen Zeitraum im vergangenen Jahr sind die Spenden um circa 25 Prozent zurückgegangen", erklärt René Glaser, Vorsitzender des Tierheimvereins Jena. Auch der Tierschutzverein Südthüringen, das Tierheim Erfurt, der Tierheimverein Wartburgkreis und das Tierheim Nordhausen melden eine verringerte Spendenbereitschaft bei Geld- und/oder Sachspenden.

Am höchsten sei die Spendenbereitschaft im ersten Jahr der Corona-Pandemie gewesen, seitdem sinke sie stetig. Hoffnung liegt vielerorts auf dem Dezember, dem in der Regel spendenstärksten Monat.

Kosten für Futter, Heizung und Personal steigen deutlich

Tierheime kämpften nicht nur mit gestiegenen Preisen bei Artikeln des täglichen Bedarfs, so Glaser. Auch explodierende Heizkosten, Personalkosten und eine neue Gebührenverordnung für Tierärzte ab Oktober 2022 sorgten für immer mehr Ausgaben bei rückläufigen Einnahmen.

Sparmaßnahmen und der Einsatz ehrenamtlicher Helfer halte die Tierheime und Tierschutzvereine an vielen Orten derzeit über Wasser, so die einhellige Meinung, vielerorts seien die Kapazitätsgrenzen erreicht.

Tierschutzverein muss Mitarbeitern kündigen

In Erfurt und Jena können den Leitern zufolge Bauarbeiten an den Tierheimen nicht wie geplant durchgeführt werden oder müssen wegen der Kosten auf den Prüfstand gestellt werden. Der Tierschutzverein Südthüringen musste drei Mitarbeitern kündigen, so Leiterin Monika Hahn.

Für einzelne Projekte wie die Behandlung von zwei schwer verletzten Katzen oder die Instandsetzung der Wasserversorgung des Tierheims seien zwar viele Spenden eingegangen, das Aufkommen an regelmäßigen Spenden sinke aber stetig.

Viele Katzenbabys und halbstarke Hunde

Diesen Trend bestätigt auch Jennifer Schenk, Leiterin des Tierheims Nordhausen. Dabei würden aktuell besonders viele Katzenbabys abgegeben, was Kosten und Personalaufwand steigere. Hoch sei zudem der Anteil von Hunden, die wegen Beißvorfällen eingeliefert würden. Viele der Tiere seien während der Corona-Krise angeschafft worden und kämen jetzt in die Pubertät. "Fehler in der Erziehung wegen mangelnder Kenntnis oder Erfahrung der Besitzer machen sich jetzt bemerkbar."

Laut Deutschem Tierschutzbund ist die rückläufige Spendenbereitschaft nicht nur in Thüringen, sondern in ganz Deutschland zu beobachten. "Wir machen uns extreme Sorgen über den karitativen Tierschutz", erklärt Hester Pommerening vom Deutschen Tierschutzbund. Ohne Gegenmaßnahmen drohten vermehrt Aufnahmestopps oder sogar Insolvenzen von Tierheimen.

Tierschutzbund will neue Schutzverordnung

Die Politik müsse dringend aktiv werden. Auf lokaler Ebene seien eigentlich Kommunen und Städte für Fundtiere mitverantwortlich. "Vielerorts haben sich die Kommunen aber aus der Verantwortung gezogen." Dieser Trend müsse umgekehrt werden.

Auf Bundesebene fordert der Tierschutzbund die Verabschiedung einer Heimtierschutzverordnung, die vor allem regeln soll, wer Tiere unter welchen Voraussetzungen halten, züchten und verkaufen darf.

Monika Hahn hofft vor allem auf Hilfe bei den Personalkosten: Derzeit könnten nur Baumaßnahmen von der öffentlichen Hand bezuschusst werden. Für Personalkosten fehle eine solche Möglichkeit. "Die Politik müsste sich etwas einfallen lassen, wie vereinsgeführte Tierheime ihre Mitarbeiter bezahlen können."