Erfurt. Bundesweit fehlen Erzieher, auch in Thüringen. Ein neues Ausbildungsmodell soll nun die Attraktivität des Berufes erhöhen - mit Geld vom Bund. Doch wer zahlt, wenn es sich durchsetzt?

Für die neue Erzieher-Ausbildung, die mit einem Modellprojekt im August starten soll, haben sich bislang fast viermal so viele Menschen beworben als Plätze zur Verfügung stehen. Auf die 61 Plätze in diesem Jahr kamen bislang rund 220 Bewerbungen, wie aus Zahlen des Thüringer Bildungsministeriums hervorgeht. Die Ausbildung soll drei Jahre dauern, die angehenden Erzieher sollen Geld bekommen.

Bisher führt der Weg in den Erzieherberuf in der Regel über eine vier- bis fünfjährige unbezahlte Ausbildung. Teils müssen die angehenden Erzieher sogar selbst Schulgeld bezahlen.

Für das Modellprojekt fließt über die Fachkräfteoffensive auch Geld vom Bund. Damit sollen mehr Menschen für den Erzieherberuf gefunden werden, denn es mangelt bundesweit an Fachpersonal in dieser Berufsgruppe. Nach einer Prognos-Studie im Auftrag des Familienministeriums fehlen bis 2030 fast 200 000 Erzieher.

Für das Thüringer Modellprojekt übernimmt der Bund die Kosten für die Ausbildungsplätze im ersten Jahr komplett, im zweiten Jahr zu 70 und im dritten Jahr zu 30 Prozent. Nach Angaben des Bildungsministeriums will das Land einen Teil der Mittel aus dem Gute-Kita-Gesetz einsetzen, um die Förderung im zweiten und dritten Ausbildungsjahr jeweils auf 100 Prozent aufzustocken.

Das Projekt läuft insgesamt vier Jahre. Ab August sollen 61 angehende Erzieher loslegen, im nächsten Jahr sind noch einmal 60 Plätze geplant. Bildungsminister Helmut Holter (Linke) hatte durchblicken lassen, dass für eine vergütete Ausbildung der Erzieher perspektivisch die Träger aufkommen müssten, wenn man sich nach dem Ende des Testlaufes für eine Weiterführung entscheiden würde.

Der Gemeinde- und Städtebund hält es für notwendig, dass der Beruf des Erziehers attraktiver gemacht wird. Geschäftsführer Ralf Rusch spricht von einem erheblichen Personalmangel. «Wenn den Kommunen aber durch die neue Erzieher-Ausbildung zusätzliche Kosten entstehen, muss das Land für einen Ausgleich sorgen», betonte Rusch.

Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) Thüringen befürchtet, dass die Träger nach dem Modellversuch geringere Ausbildungsvergütungen zahlen werden als nach dem Tarif des Öffentlichen Dienstes. So würden bereits jetzt freie Träger für das letzte halbe Jahr bei der Ausbildung - das sogenannte Anerkennungspraktikum - bis zu 10 Prozent unterhalb des Tarifniveaus des Öffentlichen Dienstes zahlen, moniert die GEW.

„Lohndumping bereits in der Ausbildung lehnen wir ab“, erklärte die GEW-Landesvorsitzende Kathrin Vitzthum. Laut GEW sind die meisten Kitas in Thüringen in freier Trägerschaft.