Erfurt. Brennende Spielgeräte, aufgeschlitzte Sitzpolster im Zug und vermüllte öffentliche Parks: Mehr mutwillige Zerstörungen und Schmierereien treiben in Thüringen die Kosten für Kommunen in die Höhe.

Viele Kommunen in Thüringen haben zunehmend mit Vandalismus zu kämpfen. In den vergangenen Jahren sind Sachbeschädigungen im öffentlichen Raum immer häufiger geworden, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter einigen Städten ergab. "Es ist auffällig, dass der Respekt und die Achtung vor gesellschaftlichem Eigentum weniger geworden ist", sagte etwa der Sonneberger Bauamtsleiter Holger Scheler. In der südthüringischen Stadt seien derzeit ein bis zwei Mitarbeiter das gesamte Jahr über im Einsatz, um Müll, Schmierereien oder andere Vandalismusschäden zu beseitigen.

Lage in Erfurt besonders dramatisch

Besonders dramatisch ist die Lage in Erfurt. In der Thüringer Landeshauptstadt haben sich die Kosten für die Schadensbeseitigung seit dem Jahr 2018 verdoppelt, wie Sprecherin Anja Schultz erklärte. Vor allem in den Parks käme es ständig zu Sachbeschädigungen etwa durch Graffiti, Zerstörungen oder zu Diebstählen. Das Vorgehen werde dabei immer aggressiver und skrupelloser und reiche vom Verbrennen von Spielgeräten bis zu Axthieben auf Bäume.

Um Schmierereien Herr zu werden, würden inzwischen an Brücken oder Fassaden spezielle Antigraffitibeschichtungen angebracht. Hilfreich sei auch die gezielte Umsetzung von künstlerischen Graffiti-Projekten, sagte Schultz. Diese würden deutlich weniger angegriffen als unbemalte Wände. Neben dem Ordnungsamt und der Polizei gingen auch Mitarbeiter von externen Dienstleitern auf Streife. Denn bei Delikten, bei denen die Täter nicht sofort gestellt würden, gehe die Aufklärungsrate gegen Null.

Probleme gibt es in Erfurt aber auch mit zerstörter Straßenbeleuchtung und Stadtmobiliar wie Bänken, Papierkörben, Reparaturstationen für Fahrräder, verwüsteten Freiflächenanlagen oder eingeschlagenen Fensterscheiben, wie Alexander Reintjes, Leiter des Tiefbau- und Verkehrsamtes, ergänzte. Die Ausgaben für die Beseitigung der Vandalismusschäden sei in den vergangenen fünf Jahren um etwa 300.000 Euro gestiegen.

Probleme nehmen auch in Eisenach, Weimar und Gera zu

In Eisenach wurden in diesem Jahr bereits 40 Graffiti und 56 andere Beschädigungen im öffentlichen Raum festgestellt. Die Tendenz sei leicht steigend, sagte Sprecherin Ulrike Müller. Zudem nehme die Vermüllung – vor allem an Treffpunkten von Jugendlichen im Stadtgebiet – zu.

Auch die Klassik Stiftung in Weimar berichtet von mehr Vandalismus in ihren Parks und Liegenschaften. 2020 seien so Kosten im fünfstelligen Bereich entstanden, das damalige Ausgabenniveau wurde bereits im September dieses Jahres erreicht. Mit einem "Service-Team Park" will die Stiftung Besucher informieren und sensibilisieren, um die als UNESCO-Welterbe ausgezeichneten Parks gemeinsam zu schützen, erklärte Pressereferentin Katharina Decker.

Die Stadt Gera kann Vandalismusschäden zwar nicht beziffern, hat aber seit der Coronakrise eine drastische Zunahme von Müll in öffentlichen Anlagen beobachtet. Die Städte Jena und Nordhausen konnten keine Angaben dazu machen.

Bahnunternehmen kämpfen ebenfalls mit den Folgen von Vandalismus

Neben den Kommunen haben auch die Bahnunternehmen im Freistaat mit den Folgen von Vandalismus zu kämpfen. Bei der Erfurter Bahn habe es 2018 noch 23 Graffiti-Schmierereien, Steinwürfe auf oder Beschädigungen in den Zügen gegeben, sagte die Leiterin Kommunikation, Hella Tänzer. 2020 sei diese Zahl bereits auf 42 gestiegen und in diesem Jahr wurden bereits 32 Fälle registriert.

Die Kosten für die reine Beseitigung hätten sich von 24.000 Euro im Jahr 2018 auf etwa 50.000 Euro im Jahr 2020 verdoppelt. Dabei seien Kosten für Leerfahrten, Lohnkosten oder den Ausfall von Fahrzeugen nicht eingerechnet. Da die Täter kaum gestellt würden, könne das Unternehmen nur an die Vernunft und die Zivilcourage der Bürger appellieren, solche Vorfälle zu melden, sagte Tänzer.

Der Deutschen Bahn entstehen einem Sprecher zufolge wegen Schäden bundesweit jedes Jahr Kosten in Höhe von rund 38 Millionen Euro, Schwerpunkte seien die Ballungsräume. Angaben zu der Lage in Thüringen konnte das Unternehmen nicht machen. Der Landespolizeidirektion zufolge liegt die Aufklärungsquote von Sachbeschädigungen im Freistaat bei etwa 20 Prozent.

Bahn: Speziallacke sollen vor Graffiti schützen

Im Kampf insbesondere gegen Graffiti hat die Deutsche Bahn inzwischen zahlreiche Strategien entwickelt. So werden nach Unternehmensangaben unter anderem spezielle Schutzlacke und Graffiti-Schutzfolien an den Zügen angebracht. Zudem sollen eine bessere Beleuchtung und der Einsatz von Sicherheitstechnik mögliche Täter abschrecken. In großen Städten wie Berlin, Hamburg oder der Region Halle/Leipzig seien speziell ausgebildete Teams im Einsatz, hieß es.

Die Bahn verwies darauf, dass Verursachern von Sachbeschädigungen im Extremfall bis zu zwei Jahren Haft drohten. Alle Fälle würden angezeigt. Die Kosten der Schäden könnten als zivilrechtliche Forderung noch 30 Jahre nach der Tat geltend gemacht werden. Zudem sei zu beachten, dass sich Sprayer bei ihren Aktionen in der Nähe von Starkstromleitungen und fahrenden Zügen in Lebensgefahr begäben.