Witterda. Gasthaus „Zum goldenen Widder“ hat sich zum Veranstaltungszentrum gemausert

Etwas stolz ist René Heinemann schon, wenn er Besucher durch das gemeindeeigene Gasthaus führt, das eigentlich nicht mehr als solches bezeichnet werden kann. Denn Gastronomie gibt es dort nur noch am Rande. Der „Goldene Widder“ ist inzwischen ein kulturelles Zentrum für die gesamte Region – für die Fahner Höhen.

Mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln der Gemeinde habe man etwas für die Gemeinde erreicht – für die gesamte Gemeinde, freut sich der Bürgermeister. Denn das Haus wird nun nicht nur von den Vereinen Witterdas genutzt, sondern auch für die Sitzungen des Gemeinderates, für große und kleine Feiern. Und dies in der historischen Hülle der 1716 erbauten Gemeindeschenke.

2008 wurde die Idee geboren, erinnert sich Heinemann, 2009 war die Finanzierung geklärt. Erst über eine Leader-Förderung, danach über die Dorferneuerung. Etwa zwei Millionen Euro standen letztendlich für den Um- und Ausbau zur Verfügung. 65 Prozent davon hat sich die Gemeinde dadurch erspart.

Es sei höchste Eisenbahn gewesen, dass in das Gebäude investiert wurde. Denn der 1907 angebaute Saal war nahezu einsturzgefährdet. Das Dach musste komplett erneuert werden – diesmal mit vier großzügigen Öffnungen, die für natürliches Licht sorgen. Früher sei an deren Stelle nur eine Klappe gewesen, die gezogen wurde, wenn die Luft im Saal zu stickig wurde. Damals gab es auch keinerlei Schallschutz. Der neue Saal verfügt über eine „Schallschutzwand“, doppelte Fenster und eine Audioanlage, die bei 60 Dezibel abgeregelt wird.

Auch die Heizung ist auf dem modernsten Stand. Sie läuft mit Gas und drosselt sich, sobald es im Saal warm wird. Geheizt wird dann quasi mit der Körpertemperatur der Besucher. Die Warmluft wird abgesaugt, gereinigt und wieder zugeführt. Je mehr getanzt wird, um so mehr Energie wird gespart.

Seit nahezu zehn Jahren wird an der Schenke jetzt bereits gebaut. Baustelle ist sie zwar immer noch – aber seit fünf Jahren kann sie genutzt werden. Alles was mit Fördermitteln realisiert werden konnte, sei geschafft.

Gebaut werde jetzt noch an einem Anbau, an einem kleineren Saal, für kleinere Feiern, für Familienfeste und für die Gymnastikgruppe – in Eigenleistung der Gemeinde. Der Rohbau steht bereits – für die Vollendung wurden noch einmal 50.000 Euro bereitgestellt. Im kommenden Jahr soll alles fertig sein. Dann soll auch der Hof in die Kur kommen, später dann die Sanierung des Nebengebäudes – und vielleicht kommen irgendwann die historischen Kellerräume dran.

Drei Keller gibt es unter der Gemeindeschenke. Einer wurde einst von einer benachbarten Fleischerei genutzt, ein anderer (der einstige Eiskeller) von einem benachbarten Handwerksbetrieb. Und in der Schenke selbst führt eine Treppe in den ehemaligen Bierkeller, der irgendwann, irgendwie nutzbar gemacht werden soll.

Gebaut wurde nicht nur für Witterda, sondern für die gesamte Region, weshalb auch Fördermittel flossen. Am Bauschild wird das Projekt als Regionales Kultur- und Freizeitzentrum Fahner Höhe“ bezeichnet, das es laut Bürgermeister Heinemann auch zuvor schon irgendwie war. Denn viele Vereine aus der Region sind regelmäßig zu Gast – und das nicht nur in der Karnevalszeit. In der gesamten Region gibt es keinen Saal in dieser Größe – und mit einer solchen Geschichte.

Wie Ortschronist Heinrich Wegerich zu berichten weiß, wurde vor dem jetzt sanierten Gebäude bereits 1592 ein Gemeindegasthaus an dieser Stelle erbaut. Als es von der Gemeinde 1975 verkauft wurde, war per Vertrag garantiert, dass darin Räume für die Gemeindeversammlung und für das Dorfgericht zur Verfügung stehen. Traditionen, die jetzt wieder neu belebt wurden.