Wartburgkreis. Wahl 2019 Robert-Martin Montag tritt für die Liberalen an. Er ist der hiesige Kreisvorsitzende, in Ruhla aufgewachsen und zur Schule gegangen

Von Rostock über Görlitz bis Suhl – Robert-Martin Montag (FDP) ist zurzeit ständig auf Achse. Er will ins Europa-Parlament. Vor einem Jahr hätte er sich nicht träumen lassen, mit Spitzenleuten wie Nicola Beer, Christian Lindner und Wolfgang Kubicki auf einer Wahlkampf-Bühne zu stehen.

Doch jetzt ist alles möglich: Montag hat zur Wahl am 26. Mai gute Chancen, als Spitzenkandidat der ostdeutschen Landesverbände der FDP einen Sitz in Brüssel oder Straßburg zu ergattern. Wobei er für nur noch einen Sitz des Europa-Parlaments ist. Auch möchte er die Zahl der EU-Kommissare verringern und ein Initiativrecht für die Parlamentarier einführen, das es bisher nicht gibt.

Montag ist in Ruhla aufgewachsen und zur Schule gegangen. Er fühlt sich der Wartburgregion eng verbunden, auch wenn er inzwischen in Erfurt und Potsdam wohnt. Nach wie vor ist er Vorsitzender des Kreisverbandes der Liberalen im Wartburgkreis und in Eisenach.

Der 39-Jährige spricht beispielsweise von einer „bleiernen Situation“ in Eisenach, die „mit mutigen Ideen“ überwunden werden sollte. Jena und Dresden sei es gelungen, strukturelle Defizite zu überwinden. Die liberalen Oberbürgermeister beider Städte waren kürzlich bei einer Podiumsdiskussion in Eisenach. Dresden hat die Wohnungsgesellschaft verkauft, um in Schulen, Kindergärten, Kulturpalast und Bibliotheken zu investieren. Die Stadt hat sich aber auch Belegungsrechte für 10.000 Wohnungen gesichert. In Jena wurde die Wohnungsbaugesellschaft in die Stadtwerke überführt und teilprivatisiert. Dort fließt der Erlös in Schulen. Beide Modelle kann sich Robert-Martin Montag für Eisenach vorstellen, um mehr Mittel für Straßen, Brücken, Schulen und Sportstätten zu haben. Auch mehr Öffentlichkeit sei wichtig: Die Übertragung der Sitzungen des Stadtrates per Live-Stream sei eine alte Forderung der FDP.

Doch zurück zu Europa. Deutschland kann nicht allein die komplexen Probleme lösen, ist Montag überzeugt. Es brauche die europäische Gemeinschaft und gleichzeitig Reformen. Die EU, so sagt der Liberale, müsse sich auf bestimmte Politikfelder konzentrieren. Als Beispiele nennt er digitale Bürgerrechte, Handels- und Wirtschaftspolitik, gemeinsamen Grenzschutz und Standards in der Migrationspolitik. Deutschland benötige ein Einwanderungsgesetz. Die „größten Wachstumsbremsen“ sind nach Ansicht des 39-Jährigen „der Fachkräftemangel und die aktuelle Bundespolitik“.

Montag setzt sich für eine europäische Arbeitsagentur ein, die arbeitslose Jugendliche aus Europa mit Angeboten für Jobs in Europa zusammenbringt. ZUdem brauche es europäische Rahmenbedingungen für Investitionen und Innovationen: „Wir verstehen Datenschutz beispielsweise ganz anders als Chinesen und Amerikaner.“

Er will den Dialog zwischen den Ländern fördern und deshalb das „Weimarer Dreieck“ wiederbeleben, das ursprünglich als Dialog- und Werte-Forum zwischen Deutschland, Frankreich und Polen entstanden ist. Montag möchte weitere östliche Länder einbinden und hat erste Kontakte zu Botschaftern geknüpft. In Guben, Gubin und Görlitz hat er im Wahlkampf erlebt, wie Grenzregionen zusammenwachsen.

Die oftmals beschworene Spaltung, auch innerhalb der deutschen Gesellschaft, habe er nicht feststellen können. „Es gibt überall kluge Menschen mit guten Ideen, die etwas bewegen möchten“, so der 39-Jährige, der Politikwissenschaft, Soziologie, Wirtschafts- und Sozialgeschichte in Jena und Istanbul studiert hat und zurzeit in der Versorgungsforschung einer Krankenkasse tätig ist.