Axel Lukacsek über einen griechischen Tennishelden.

Im Sport wird gerne von einem Drama oder gar einer Katastrophe gesprochen. Stefanos Tsitsipas kann da nur müde lächeln. Der neue Tennis-Held aus Griechenland hat als Jugendlicher erlebt, was es heißt, ums Überleben zu kämpfen. Einst nämlich rettete ihn sein Vater im Meer in letzter Sekunde vor dem Ertrinken. Wohl auch deshalb kennt der 21-Jährige auf dem Platz keine Angst mehr.

Dem Tennissport kann es nur gut tun, wenn ein junger Wilder wie der Grieche oder der Österreicher Dominic Thiem (26) als dessen Endspielgegner beim großen Saisonfinale in London nun den Ton angeben. Für Rafael Nadal (33), Novak Djokovic (32) und Roger Federer (38) als das bislang klar dominierende Spitzentrio der Weltrangliste wird es im nächsten Jahr wahrscheinlich so schwer wie nie, bei den Grand-Slam-Turnieren wie eh und je aufzutrumpfen.

Von einer Wachablösung zu sprechen, dafür ist es allerdings noch zu früh. Grigor Dimitrow und Alexander Zverev triumphierten in den beiden zurückliegenden Jahren in London. Danach aber zeigte deren Leistungskurve keineswegs steil nach oben.

Stefanos Tsitsipas steht für Angriff – auf und neben dem Tennisplatz. Er selbst, so sagte er nach dem Siegeszug in London, sieht sich als der künftige Champion der Szene. Dies zu beweisen, wird freilich ungleich schwerer, als die Favoriten in der Rolle des Außenseiters zu ärgern.