Marco Alles über den Modus der Fußball-Europameisterschaft.

Wir müssen ja nicht zu den Anfängen in den sechziger Jahren zurückkehren, als der Europameister im Mbappé-Tempo gekürt wurde. Vier Spiele an fünf Tagen genügten damals, um den Titel zu vergeben. Wer kurz verreist war, hat womöglich alles verpasst.

Heute braucht es schon den Jah­res­ur­laub, damit wenigstens die Gruppenphase überbrückt werden kann: 36 Partien in knapp zwei Wochen erfordern Langmut und Sitzfleisch. Zumal sich die Spannung in Grenzen halten wird. Nur acht von 24 Nationen müssen zur EM-Halbzeit abreisen.

Man kann sich in seiner Gruppe sogar zwei Niederlagen leisten. Oder benötigt, wie im Falle von Portugal 2016, nicht einmal einen Sieg, um weiter mitspielen zu dürfen. Dass letztlich für die Portugiesen noch der Titel heraussprang, entlarvt die erste Turnierhälfte als Vorgeplänkel.

Doch Spiele sind Geld. Reisestrapazen hin, Verletzungsrisiko her. Vom sportlichen Qualitätsverlust ganz zu schweigen. Der Modus mit dem erneut aufgeblähten Starterfeld legt offen, worum es der Uefa tatsächlich geht: Rollt der Ball, rollt auch der Rubel.

So einfach, so gefährlich. Lässt sich der Verband weiter von der Gier leiten, verliert die EM zwangsläufig an Bedeutung. Eine Endrunden-Teilnahme, die übrigens der DDR-Auswahl immer verwehrt blieb, droht zur Beliebigkeit zu verkommen. Die 16 besten Nationen Europas reichen völlig aus, um alle vier Jahre den Meister zu ermitteln.