Elena Rauch zur Prävention von Frühgeburten.

Einfacher Test mit großer Wirkung: Das Präventionsprogramm, wie viele Frühgeburten vermieden werden können, ist schnell beschrieben. Es ist kein Hexenwerk. Die medizinischen Erfahrungen, auf denen er beruht, sind seit Längerem bekannt. Doch wie in solchen Fällen häufig ist ein Impuls nötig, damit aus der Erfahrung eine Konsequenz folgt. Jemand muss ihn geben. Hartnäckige Akteure, die sich Mitstreiter suchen, die Politik überzeugen und die auch sonst einen langen Atem haben. Dass sich diese Tests nur zögerlich durchsetzen, liegt auch an Kritikern, denen verlässliche durchgängige Statistiken fehlen.

Der beharrliche Mediziner Udo Hoyme, der das Programm ins Rollen brachte, vergleicht das mit dem Semmelweis-Reflex der etablierten Wissenschaft, neue Wege erst einmal abzulehnen, wenn sie noch nicht ausreichend und in aller Form verifiziert wurden. Der Namensgeber musste bekanntlich gegen Wände rennen, als er den Zusammenhang zwischen Hygiene und Kindbettfieber erkannte.

Doch die Zahl der Frühgeburten steigt, auch in Deutschland. Das liegt unter anderem am zunehmenden Alter der Mütter und an der wachsenden Zahl von Mehrlingsschwangerschaften. Sicher, dank der Fortschritte in der Medizin, haben heute sehr viele Frühchen die Chance, gesund aufzuwachsen. Trotzdem bleibt ein verfrühter Start ein Risiko.

Im Übrigen, weil viel über die Kosten in der Medizin geredet wird, steht der Aufwand für die Versorgung eines Frühgeborenen auch in keinem Verhältnis zu dem, was dieses einfache Screening erfordert. Der Test ist für werdende Mütter eine Möglichkeit, sehr konkret und in eigener Verantwortung etwas für die Gesundheit ihres heranwachsenden Kindes zu tun. Auch das spricht für ihn. Dass Thüringen in dieser Hinsicht eine Vorreiterrolle spielt, ist ebenfalls keine schlechte Botschaft.