Dirk Pille über die deutsche Handball-Nationalmannschaft.

Olympia-Gold in Tokio – so heißt das hoch gesteckte Ziel der deutschen Handballer. Doch wie realistisch ist das für ein Team, das ein halbes Jahr zuvor bei der Weltmeisterschaft nicht mal das Viertelfinale erreicht?

Na klar, könnte man sagen, schließlich fehlten neun Spieler – darunter der wichtige Kieler Mittelblock mit Wiencek und Pekeler. Mit etwas Routine und besserer Chancenverwertung wären gegen Ungarn und Spanien auch Siege drin gewesen. Doch im deutschen Team vermisst man seit sechs Jahren das Erfolgs-Gen. Seit Olympia in Rio de Janeiro mit Bronze und dem Europameistertitel im Jahr 2016 haben die DHB-Männer nichts mehr gewonnen.

Nun soll Alfred Gislason die Truppe in die Goldspur führen. Ein Spitzentrainer, der das zweifellos kann. Viel Zeit hatte der Isländer, der im Jerichower Land lebt, allerdings bisher nicht, seine Ideen umzusetzen. Dennoch macht der WM-Auftritt in Ägypten mit zumindest guten Ansätzen erstmal Mut für die kommenden Aufgaben.

Problematischer scheint da eher die verbale Degradierung von Leistungsträgern wie Kapitän Gensheimer oder Keeper Wolff. Harmonie verschwindet schnell, wenn das Team verliert.

Präsident Andreas Michelmann oder sein „bunter“ Vize Bob Hanning reden heute lieber über die Goldmedaille. Die wurde als langfristiges Ziel schon 2013 ausgegeben. Bevor jetzt aber über Tokio nachgedacht werden kann, muss erst einmal die Qualifikation geschafft werden. Mit Slowenien, Algerien und Schweden warten bereits in sechs Wochen ganz harte Gegner in Berlin. Trainer Gislason muss dafür schnellstens seine Baustellen schließen.