Marco Alles über den designierten DFB-Präsidenten.

Nun hat er sich also vorgestellt – sowohl den Profis als auch den Vertretern aus dem Amateurlager. Und die dürften durchaus neugierig gewesen sein auf Fritz Keller; einen Mann, der bisher kein Stammgast auf den großen Bühnen des Fußballs war; der laut einer Umfrage sogar der Hälfte der Bevölkerung gänzlich unbekannt war. Mit dem Präsidenten des kleinen SC Freiburg soll einer aus der zweiten Reihe den größten Sportverband der Welt führen. Ein überraschender wie cleverer Schachzug der Findungskommission.

Nach Jahren der Skandale, Ränkespiele und erzwungenen Rücktritte, zunehmender Politisierung und ausufernder Kommerzialisierung hat das Anse-hen des Deutschen Fußball-Bundes den Tiefpunkt erreicht. Viele Anhänger haben sich von der Nationalmannschaft abgewendet; zahlreiche Vereine beklagen eine Abkopplung, fühlen sich vom DFB nicht gehört. Alles drehe sich nur ums Geld.

Da kommt der bodenständige Gastronom aus dem Breisgau gerade recht. Keller verkörpert das Pendant zu Reinhard Grindel, dem unnahbaren Berufspolitiker; dem nur wenige eine Träne nachweinen. Der designierte neue Mann an der DFB-Spitze steht für Ruhe, Verlässlichkeit und das Familiäre. Dinge, die den Fußball einst ausgemacht haben – und die der Fan wieder herbeisehnt.

Inwieweit der 62-Jährige diese Hoffnungen erfüllen kann, muss man abwarten. Auch Keller wird die internationale Entwicklung nicht aufhalten können. Und er muss damit leben, nach der DFB-Reform künftig weniger Macht zu haben als seine Vorgänger. Das allerdings muss auf dem Weg, Vertrauen und Glaubwürdigkeit zurück zu erlangen, kein Nachteil sein.