Steffen Eß über den unerfüllten EM-Kartenwunsch.

12. Juli 2020, Wembley, Block 527, Reihe 20. Mit ein paar Kumpels unter den 90.000 inmitten der Kirche des Fußballs, wie Pele über das legendäre Londoner Stadion gesagt haben soll. Und als Zugabe vielleicht noch die DFB-Elf auf dem Feld. Es hätte schön sein können.

Ausgeträumt. Die Fußball-EM im kommenden Jahr findet wohl ohne mich als Stadionbesucher statt. Der Wunsch nach Karten in der ersten Losrunde blieb unerfüllt.

Gewiss ist es vermessen, sich in der Erwartung um Karten zu bewerben, dass es die Deutschen ins Finale schaffen. Wie überhaupt noch nichts raus ist. Im schlimmsten Fall trällern die Holländer im Herbst leise vor sich: Ohne Deutschland fahr’n wir zur EM.

Fest steht bloß: Die Uefa wird das erstmals über den Kontinent ausgedehnte Turnier als großen Akt für ein einiges Europa lobpreisen. Und nebenher wird sie mit der größten EM-Endrunde aller Zeiten wohl einen manierlichen Pfennig erlösen. Während auf der anderen Seite weit mehr als zuvor auf der Strecke bleiben, die ein Spiel hätten live sehen wollen.

Die Nachfrage in der ersten Verkaufsphase im Juli übertraf die Erwartungen. Bei mehr als 19 Millionen Kartenanfragen für zunächst 1,5 Millionen Tickets gingen die meisten leer aus.

Der Ansturm erstaunt insofern etwas, da der geneigte Stadionbesucher bei der Auswahl Lotterie spielen musste. Klar sind die zwölf Stadien von Baku bis Bilbao. Ein Spielort für jede der zwölf Ausrichternationen. Und jeder qualifizierte Ausrichter darf zwei Heimspiele bestreiten. Der Rest ist, kreuz und quer zu rechnen – und zu hoffen.

Das erste von den drei Spielen in München wäre mein Wunsch gewesen und das letzte in London, wofür es allein zwei Millionen Anfragen gab.

Einen Versuch war es wert.

Pech gehabt. Aber schön für alle, die mehr Losglück hatten.