Axel Eger über die Absage des Rennsteiglaufes.

Die Entscheidung schmerzt. Sie tut weh wie die Beine am letzten Anstieg hinauf zum Sportplatz in Schmiedefeld. Aber sie kommt nicht unerwartet. Mehr noch: Sie ist in der Dramatik dieser Tage ohne Ausweg.

Der Rennsteig, die läuferische Institution im Lande schlechthin, macht auch dicht. Kein Lauf über die Höh‘n, kein Wiedersehen im schönsten Ziel der Welt in diesem Jahr. Keine Emotionen, keine Geschichten von Läufers Lust und Leid. Das R am Wegesrand – es steht ausnahmsweise für Rast und Ruhe und Rationalität.

Zum ersten Mal überhaupt in seiner fast fünfzigjährigen Geschichte muss der Rennsteiglauf, Europas größter und beliebtester Cross, ausfallen. Er hat keine Wahl. Auch andere Traditionsrennen und Läufe mit viel kleineren Feldern müssen die Startbögen schweren Herzens abbauen. Zuletzt erst der Etappenlauf, mit gerade mal 40 Teilnehmern der ganz kleine Bruder des Rennsteiglaufes.

Es fehlt ja nicht nur die virologisch bedeutsame Distanz, die sich unter Tausenden nicht einhalten lässt. Es fehlt auch die betroffene Infrastruktur geschlossener Hotels und anderswo benötigter medizinischer Versorgung, die den großen Dampfer unmanövrierbar macht.

Ja, laufen ist gesund. Und Läufer leben gesund. Läufer leben aber auch vernünftig. Regeneration, Verzicht und gefühlte Niederlagen kennt niemand besser als sie.

Für die Macher in Schmiedefeld, für all die Ehrenamtlichen zwischen Neuhaus und Eisenach bedeutet die Absage einen unschätzbaren Verlust. Sportlich, wirtschaftlich, emotional. Nicht im Ansehen! Denn Läufer leben nicht nur gesund und vernünftig. Sie sind auch treu, sind Familie, sind ein Volk. Bleiben auf ihre Weise glücklich infiziert. Mit dem Laufvirus, das neues, unstillbares Verlangen weckt. Spätestens im Mai 21, wenn das grüne Herz – hoffentlich – wieder schlägt wie eh und je.