Marco Alles über die letzte Bastion des Sports.

Letzte Bastion Biathlon. Während weltweit der Sport ruhte, wurde im Nordosten Finnlands noch einmal gelaufen und geschossen. Was einerseits befremdlich wirkte, barg andererseits große Emotionen. In aller Stille, weil ohne Publikum, verließen zwei Legenden des Winter-Zweikampfs die sportliche Bühne. Für Kaisa Mäkäräinen endete in ihrer Heimat eine 15-jährige Reise durch die Biathlon-Welt. Im Gepäck: drei Gesamtweltcup-Siege, fünf WM-Medaillen und 27 Weltcup-Erfolge. Obwohl sie zum Abschluss knapp am Podest vorbeischrammte, wurde die 37-Jährige gefeiert wie die Siegerin.

Auch Martin Fourcade verfehlte hauchdünn seinen achten Triumph im Gesamtweltcup. Doch für den Franzosen schloss sich auf wunderbare Weise ein sportlicher Kreis. In Kontiolahti, wo Fourcade am 14. März 2010 seinen ersten Weltcup gewonnen hatte, sagte er standesgemäß „Au Revoir“ – mit einem Sieg.

Abgesehen vom Norweger Ole Einar Björndalen hat niemand den Biathlon derart dominiert wie der Mann aus den Pyrenäen. Er stellte Rekorde am Fließband auf: fünf Olympiasiege, 13 WM-Titel, insgesamt 93 Weltcup-Triumphe. So beeindruckend seine Leistungen waren, so sehr polarisierte Fourcade mit manchen Mätzchen. So wurde ihm der Jubel nach dem finalen Schießen ebenso als Arroganz ausgelegt wie der Spaziergang mit abgeschnallten Ski über die Ziellinie oder die rückwärts bewältigten letzten Meter eines Rennens.

Der Überflieger liebte die Show, die psychologischen Spielchen auf der Strecke und kannte im Duell Mann gegen Mann keine Gnade. Aber Fourcade reifte in den vergangenen Jahren spürbar; aus der einstigen Diva wurde ein Star zum Anfassen. Einer, der in der vergangenen Saison wegen zahlreicher anderer Aufgaben – Botschafter für Olympia 2024 in Paris, Promoter seiner Autobiografie und Experte für ein Biathlon-Computer-Spiel – erstmals einen Einbruch erlebte.

Dass er sich aus diesem Tief noch einmal heraus kämpfte und an die Weltspitze zurückkehrte, gehört zu seinen größten Leistungen. Dass er derjenige war, der sich immer und überall für sauberen Sport einsetzte und dabei keinen Konflikt scheute, macht ihn auch abseits der Wettkampf-Arenen zu einem Vorbild.

Wir werden ihn vermissen.