Dirk Pille über Alpines Skifahren in warmen Wintern.

Für Kitzbühel sind am Wochenende 23 Grad vorhergesagt. Bunte Blumen blühen auf der legendären Streif. Okay, es ist erst Mitte Oktober. Aber für die kommenden Jahrzehnte darf man durchaus über die Zukunft des alpinen Skisports nachdenken – auch wenn man kein Klima-Fundamentalist ist.

In einer Woche rasen die besten Skifahrer wieder in Sölden am Rettenbachgletscher zu Tal. Weltcup-Saisoneröffnung auf über 3000 Meter Höhe, aber mit Kunstschnee, solange es auf dem Gletscher noch friert. Dann reist der Tross im Dezember in die Rockies, später in die Alpen und nach Skandinavien.

Schon jetzt funktioniert alpiner und anderer Skisport nur noch einigermaßen sicher mit künstlicher Beschneiung, wenn es nachts sehr kalt ist. Noch fressen die Kosten dafür die Gewinne nicht auf, doch eine zukunftssichere Branche ist der Skisport längst nicht mehr, wie immer mehr ausgefallene Rennen vor allem zeigen.

Für Eissportarten gibt es meist technische Lösungen unterm Dach. Loipen für Biathlon oder Langlauf können meist auch in wärmeren Wintern beschneit werden. Skispringer nutzen Matten. Aber die Skirennläufer, die Crosser und Freestyler? Die brauchen Hänge voller Schnee, der immer seltener fällt. Vor allem aber das Trainieren im Sommer und Herbst wird immer teurer, denn man muss an die Kältepole auf der südlichen Halbkugel wie Argentinien oder Neuseeland reisen. Nur bezahlbar für die Stars.

Im Skizirkus versuchen die Funktionäre, die unsicheren Zukunftsaussichten zu ignorieren. Deutschlands Alpinchef Wolfgang Maier sieht mit Kopfschmerzen seinen Sport als elitäres Vergnügen zu Tal gleiten. Denn kälter wird‘s nicht mehr in Zeiten des Klimawandels.