Fabian Klaus zur notwendigen Awo-Aufbereitung,

Die Rufe nach einem Neuanfang schallen mittlerweile aus allen Himmelsrichtungen zur Thüringer Awo. Das ist berechtigt, denn in den vergangenen Jahren, vor allem aber seit Anfang 2020, wurde durch den Wohlfahrtsverband viel Porzellan zerschlagen – und Vertrauen, das Mitglieder, Mitarbeiter sowie die Freundinnen und Freunde der Awo haben, zerstört.

Um es festzuhalten: Wer Strukturen eines Wohlfahrtsverbandes als Selbstbedienungsladen missbraucht, der hat in einem Sozialverband nichts verloren. Aber: Es hat all die Jahre Menschen gegeben, die das ermöglicht haben. Durch wegschauen und abnicken – geblendet vom unbestrittenen wirtschaftlichen Erfolg der AJS als in den Fokus gerückte Tochterfirma. Eine Entschuldigung ist das nicht.

Die SPD, genauer die Parlamentarische Geschäftsführerin der Landtagsfraktion, Diana Lehmann, fordert einen externen Verwalter für die Thüringer Awo – bis der Neuanfang geschafft ist. Für den braucht es öffentliche, ehrliche und gewissenhafte Aufklärung. Jetzt muss eben auch in der letzten Dreckecke gefegt werden, auch wenn das schmerzt.

Die notwendige politische Begleitung dieser Aufarbeitung steht dabei erst am Anfang. Die Frage, was der Gesetzgeber unternehmen kann, ob derlei Vorgehen in Zukunft zu erschweren, wird noch zu beantworten sein. Klar ist allerdings: Rufe nach Aufklärung allein werden nicht ausreichen, um dieses Geflecht aus wie auch immer gearteten Beziehungen aufzulösen.

Und der Awo-Bundesverband? Vorstandschef Wolfgang Stadler gibt derzeit den großen Gerechtigkeitskämpfer und geißelt das, was in Thüringen passiert ist, mit scharfen Worten. Allerdings: Die Zeit wird kommen, da muss er sich fragen lassen, warum der Bundesverband viel zu lang weggeschaut hat. Die Aufarbeitung dieses Versagens beginnt gerade erst.