Martin Debes über die neue Umfrage zur Landtagswahl.

Je näher die Landtagswahl in Thüringen rückt, umso klarer zeichnet sich ab, dass die Zusammensetzung der nächsten Landesregierung von wenigen Tausend Stimmen entschieden werden dürfte. Alles bleibt möglich, von Rot-Rot-Grün über die Vier-Parteien-Koalition bis zur Unregierbarkeit.

Die neueste Umfrage bildet genau das Szenario ab, das sich Linke, SPD und Grüne wünschen. Erstens: Die Linke, die anderswo in der Republik arg schwächelt, läuft dank ihres zunehmend populären Ministerpräsidenten auf Platz 1 ein.

Zweitens: Die Grünen gleichen dank ihrer positiven Entwicklung im Bund die ebenso trendbedingten Verluste der SPD aus. Und drittens: Die FDP scheitert knapp an der Fünf-Prozent-Hürde, weshalb, so wie im Herbst 2014, auch diesmal 46 Prozent der Stimmen für eine knappe parlamentarische Sitzmehrheit reichen könnten.

Im Unterschied zu damals hätte allerdings die CDU den letzten Rest ihrer Macht verloren, da nun auch der Landtagsvorsitz der Linken zustände. Die Partei, die 24 Jahre das Land über lange Strecken mit absoluter Mehrheit regierte, wäre an einem historischen Tiefpunkt angelangt.

Einziger Trost für die Union: Im Vergleich zu der für sie verheerenden Erhebung von infratest-dimap vor drei Wochen hat sie sich etwas erholt und liegt jetzt immerhin vor der AfD.

Zumal, dieser banale Satz darf nie fehlen: Es handelt sich wieder nur um eine Umfrage. Die Thüringer Landtagswahl findet erst in neuneinhalb Wochen statt. Schon die Wahlen in Sachsen und Brandenburg am 1. September könnten die Dynamik deutlich ändern – und wer weiß, was es danach für ein Kuddelmuddel in Berlin gibt.

Doch egal, was bis zum 27. Oktober geschieht, für den Thüringer Wähler ist eines gewiss: Jede Stimme wird zählen.

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