Martin Debes über E-Mail-Adressen für alle Pädagogen.

Gehen Ihre Kinder in eine Thüringer Schule? Wenn ja: Haben Sie mal versucht, dort einen Fachlehrer zu erreichen, um sich für die, nun ja, tolle Französisch-Note zu bedanken?

Dann dürften Sie gemerkt haben: Das ist gar nicht so einfach. Vom Klassenlehrer hat man ja vielleicht noch irgendeine private E-Mail-Adresse oder sogar eine Telefonnummer aus der letzten Einladung zum Elternabend. Aber sonst . . .

Nun mag womöglich der eine oder andere Pädagoge eher froh darüber sein, dass er nicht so einfach von außen kontaktiert werden kann. Dennoch dürften die meisten begrüßen, dass sie im Jahr 2019 vom Land eine standardisierte E-Mail-Adresse erhalten. Das erleichtert auch intern die Kommunikation – und macht sie nebenher einigermaßen sicher.

Natürlich wirkt der ganze Vorgang anachronistisch, ja geradezu absurd. Es ist kaum zu glauben, dass in einer Zeit, in der jeder Schüler digital mehrfach vernetzt ist, den armen Lehrern im Dienst nicht einmal die Instrumente aus dem vorigen Jahrhundert zur Verfügung stehen. Was in jedem Unternehmen und jeder Behörden seit Jahrzehnten geht: In Thüringens staatlichen Schulen funktioniert es bisher nicht.

Sowieso ist die Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit ausgerechnet an den Schulen besonders groß. Das betrifft ihren baulichen Zustand, die Besetzung von Lehrerstellen und die technische Ausstattung.

Dabei fehlt es neuerdings noch nicht einmal am Geld. Schulbauprogramme, Rekordausschreibungen, Digitalpakt: Stellen und üppige Finanzierung stehen in den Haushaltsplänen von Land und Bund.

Doch das nützt wenig, wenn Behörden mauern, Richtlinien zu spät kommen und Bewerber hingehalten werden. Hier muss sich noch deutlich mehr ändern als eine E-Mail-Adresse.

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