Sibylle Göbel zum Personalnotstand in Mangelfächern.

Kein Unterricht in Chemie, Kunst oder Musik. Das ist in Ermangelung von Fachlehrern leider an etlichen Thüringer Schulen Alltag. Und das nicht nur tageweise, sondern mitunter sogar mehrere Schuljahre am Stück. Obwohl das Land in diesem Jahr so viele Lehrer einstellt wie noch nie, ändert auch das neue Schuljahr an diesem Manko nichts. Denn es fehlt eben nicht nur an Lehrern allgemein, sondern vor allem auch an Lehrern in den Naturwissenschaften und den musisch-künstlerischen Fächern.

Trotzdem reicht es jetzt nicht, möglichst vielen, die auf Lehramt studieren wollen, die Mangelfächer ans Herz zu legen. Und das nicht nur, weil es – Stichwort: Schweinezyklus – generell schwer ist, die späteren Chancen auf dem Arbeitsmarkt abzuschätzen. Entscheidend ist, dass jetzt endlich die Verständigung zwischen Bildungs- und Wissenschaftsministerium Früchte trägt. Sprich: Die Lehrerausbildung beispielsweise in den Mint-Fächern inhaltlich neu strukturiert wird. Denn ein Mathelehrer muss selbst kein Mathegenie sein, um guten Unterricht zu erteilen. Er muss vielmehr in der Lage sein, den Schulstoff solide zu erklären.

Dann würde sich garantiert auch mancher, der sich zwar keine Hoffnungen auf die Fields-Medaille oder den Nobelpreis in Chemie oder Physik macht, aber Freude an der Vermittlung von Wissen hat, für eines der Mangelfächer entscheiden. Nicht verkehrt wäre zudem ein Assistenzpraktikum vor dem Studium, damit angehende Studenten im Schulalltag sehen, ob sie sich für den Lehrerberuf eignen. Vorerst aber hilft nur, weiter zu denken, als der Autoscheinwerfer reicht: So schön es ist, wenn Lehrer Schüler ihrer Schule ein Angebot beispielsweise in Form einer AG machen können – wenn dafür andere Schulen in die Röhre gucken, ist das unsolidarisch.