Weimar/Erfurt. Der Vorsitzende der Thüringer Krebsgesellschaft fordert mehr Unterstützung und Beratung für Patienten und Angehörige.

Täglich werden 40 Menschen in Thüringen mit einer Krebsneudiagnose konfrontiert. Aktuellen Statistiken zufolge werden heutzutage 60 Prozent der neu aufgetretenen Tumore geheilt. Doch es gibt gute Gründe, vom Land mehr Mittel für die Beratung zu fordern. „Eine koordinierte projektorientierte Unterstützung würde helfen, ihnen sowie ihren Angehörigen klare Empfehlungen zu den Therapieoptionen, psychosoziale Unterstützung und psychologische Hilfe zu gewähren und damit ihre Chancen auf dem Weg zur Heilung zu steigern“, erklärt Professor Andreas Hochhaus im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Mediziner am Uniklinikum Jena ist Vorsitzender der Thüringischen Krebsgesellschaft und Präsident des 34. Deutschen Krebskongresses Mitte Februar in Berlin.

Im Landeshaushalt gibt es nach Angaben des Experten „im Gegensatz zu Sachsen und Hessen keine Mittel für die psychoonkologische Beratung und für die Arbeit der Thüringischen Krebsgesellschaft“. Er hofft, dass durch ein Gesetz, das Bundesgesundheitsminister Jens Spahn angekündigt hat, „psychoonkologische Beratung regelfinanzierte Kassenleistung“ werde. „Darauf müssen wir uns vorbereiten, indem wir verstärkt Berater ausbilden“, betont Hochhaus.

Auch wenn sich durch neue Verfahren die Heilungsraten bei Tumoren erhöhen, steigen die Fallzahlen insgesamt. Das verstärkte Auftreten von Alterskrebsen hänge vor allem mit der demografischen Entwicklung und besseren Behandlungsmöglichkeiten etwa bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammen, macht Hochhaus deutlich. Bei jungen Menschen, die eine Krebserkrankung überstehen, sei psychologische Unterstützung wichtig, erklärt er.

Hochhaus wünscht sich, dass „große Präventionsaktionen aus dem Landeshaushalt unterstützt würden. Früherkennung bedeutet bessere Heilungschancen. Leider werden von den Versicherten die von den Krankenkassen bezahlten Maßnahmen nach wie vor zu wenig genutzt“, stellt der Uni-Mediziner fest.

Experte im Interview: Früherkennung bei Krebs muss an Bedeutung gewinnen

Leitartikel: Im Kampf gegen den Krebs