Kai Mudra über Datenschutz und Erste Hilfe.

Wer künftig den Notruf wählt, verrät, wo er sich aufhält. Das Smartphone erfasst möglichst präzise die Standortdaten und sendet sie parallel per SMS oder verschlüsselt übers Internet an die jeweilige Leitstelle. Gleiches geschieht, wenn der automatische Notruf im Pkw ausgelöst wird.

Es geht um Menschenleben. Deshalb hat sich Europa bereits 2016 auf einen einheitlichen Standard dafür geeinigt. Nun wird er Schritt für Schritt auch in Thüringen eingeführt. Notrufer müssen akzeptieren, dass sie quasi geortet werden. Wenn Menschenleben zu retten sind, fehlt die Zeit für langes Suchen.

In der Stadt helfen vielleicht noch Straßennamen und Hausnummern bei der Standortbestimmung. Im Wald, auf der der Autobahn oder dem Garten kann das deutlich schwieriger werden. In solchen Fällen muss die persönliche Befindlichkeit zurücktreten.

Aber: Rettungsleitstellen und Polizei sollte sich bewusst sein, dass sie damit vom Notrufer einen Vertrauensvorschuss einfordern. Die Menschen müssen sich absolut sicher sein, dass ihre persönlichen Standortdaten nicht in falsche Hände geraten.

Vielleicht ist es das Amüsement, von dem niemand erfahren soll oder ein Arztbesuch, den die Ortsangabe verraten würde. Solche Angaben sind hochsensibel.

Deshalb ist es durchaus gerechtfertigt, sehr gründlich auch auf den Datenschutz zu schauen. Sicherlich ist das hinderlich. Sollte aber das Vertrauen der Anrufer verloren gehen, weil sie erst noch überlegen, ob ihnen der Notruf schaden könnte, käme das einer Katastrophe gleich.