Erfurt. In Buchenwald erinnert die Bonhoeffer-Gedenkstätte an die Ermordeten und Inhaftierten. Die Stiftung lädt zur Erinnerungsfeier an Adam von Trott zu Solz.

Nach der Wende wird in der Gedenkstätte Buchenwald heftig über die Darstellung der Geschichte des Konzentrationslagers zu DDR-Zeiten und die Neugestaltung der Dauerausstellungen diskutiert und gestritten. Mitte der 1990er rückt ein weiteres Projekt in den Mittelpunkt. Anlass ist der 50. Jahrestag des Attentates gegen Adolf Hitler in der sogenannten Wolfsschanze am 20. Juli 1944.

Zu DDR-Zeiten waren die bürgerlichen Widerständler um Claus Schenk Graf von Stauffenberg und ihre Ermordung nach dem gescheiterten Putsch kaum ein Thema. Man ehrte vor allem den kommunistischen Widerstand. Die Zeitung „Junge Welt“ unterschied 1978 klar zwischen „dem antifaschistischen Widerstand, dessen führende Kraft die KPD war“ und „der großbürgerlichen Opposition, die zwar Hitler beseitigen, aber das imperialistische System in Deutschland aufrechterhalten wollte“. Vier Jahre nach dem Untergang der DDR laufen auf dem Ettersberg in der Ruine einer ehemaligen SS-Kaserne die Erschließungsarbeiten für einen Gedenkort, der an Friedrich Bonhoeffer und andere Akteure des Widerstandes gegen das Naziregime erinnern soll.

Es ist seit Jahren verschüttete Geschichte, die nicht zuletzt von Schülern unter anderem aus Deutschland und der Ukraine freigelegt wird. Im Keller der einstigen Kaserne befand sich eine von drei Isolierungsstätten innerhalb des KZ-Geländes. Noch 1945 wurden dorthin Angehörige von Widerstandskämpfern oder Häftlinge aus dem Reichssicherheitshauptamt verlegt. Anfang 1945 traf es auch inhaftierte Vertreter des Widerstandes vom 20. Juli, die man bis dahin noch nicht umgebracht hatte, sowie deren Verwandte.

Da, wo sich nunmehr seit über 20 Jahren die Gedenkstätte für Friedrich Bonhoeffer und andere befindet, wird die Geschichte des Widerstandes auch in Thüringen greifbar. Der streitbare Theologe war nicht der Einzige, der im Kasernenbunker auf dem Ettersberg bei Weimar die letzten Stunden seines Lebens verbrachte, bevor man ihn zur Hinrichtung ins KZ brachte. Wie ihm erging es auch Ludwig Gehre und Friedrich von Rabenau.

Bei der Einweihung einer neuen Gedenktafel am diesjährigen Jahrestag der KZ-Befreiung bezeichnete Stiftungsdirektor Volkhard Knigge (der die Leitung im Juli 1994 übernahm) die Ermordung als Justizfarce. Auch die Namen Goerdeler, Hassel und Hammerstein fanden sich unter den Eingesperrten sowie von Stauffenberg. Mehrere Mitglieder der Familie des Attentäters wurden als Häftlinge der Isolierbaracke registriert. Stauffenbergs Bruder Alexander wurde an der Front in Griechenland verhaftet und mit Ehefrau und seinen Schwägerinnen in Sippenhaft genommen.

Seine Frau, eine Pilotin und Flugzeugingenieurin, wurde wegen kriegswichtiger Aufgaben wieder freigelassen, wurde aber in den letzten Kriegstagen, vermutlich bei einem Befreiungsversuch mit einem Flugzeug, von Amerikanern abgeschossen. Alexander von Stauffenberg überlebte die Odyssee durch mehrere KZ und lehrte nach dem Krieg in München Alte Geschichte.

Unter denen, die nach dem Attentat verhaftet und hingerichtet wurden, war auch Adam von Trott zu Solz. Der Jurist gehörte zum Kern der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis um Helmuth James Graf von Moltke. Auch seine Frau Clarita wurde nach dem gescheiterten Umsturzversuch mit ihren Kindern in Sippenhaft genommen. Ihr Patensohn Max von Trott zu Solz lebt und arbeitet heute als Architekt in Eise­nach. Zugleich engagiert er sich in der Stiftung Adam von Trott im hessischen Imshausen bei Bebra, neben dem heutigen Stadtteil Solz einer der Stammsitze der zum hessischen Uradel zählenden Familie. Schwerpunkte der Stiftungsarbeit sind die Erinnerung an Diktatur und Widerstand, ökumenische Friedensarbeit sowie Ost-West-Begegnungen. In Erinnerung an von Trott zu Solz werbe man für Zivilcourage und aktives bürgerschaftliches Engagement.

Seit über 30 Jahren veranstalten die Stiftung und die örtliche SPD alljährlich zum Jahrestag am 1949 errichteten Adam-von-Trott-zu-Solz-Gedenkkreuz auf dem Tannenberg bei Imshausen eine Gedenkfeier. Reden wird dort am Samstagnachmittag Außenminister Heiko Maas (SPD).

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