Erfurt. Susanne Hennig-Wellsow (Linke) begrüßt den Verzicht der CDU-Bundesvorsitzenden Kramp-Karrenbauer auf eine Kanzlerkandidatur. Auch andere Landespolitiker äußern sich.

Linke-Landes- und Fraktionschefin Susanne Hennig-Wellsow hat den angekündigten Rücktritt der CDU-Bundesvorsitzenden begrüßt. „Ich glaube der Rückzug von Annegret Kramp-Karrenbauer zeigt, dass die Strategie der CDU, AfD und Linke immer in einen Topf zu werfen, völlig an ihr Ende gekommen ist“, sagte sie kurz vor der Beginn der Fraktionssitzung in Erfurt. Der Schritt sei insofern „konsequent“.

Es gehe jetzt darum, mit anderen Demokraten im Parlament zu Mehrheiten für eine Wahl von Bodo Ramelow als Ministerpräsidenten zu kommen. Man wolle für Thüringen relativ zügig wieder stabile Verhältnisse schaffen und die Regierbarkeit herstellen.

Auf die Frage, ob sie durch den Rücktritt Kramp-Karrenbauers die Chancen steigen sieht, dass Ramelow auch mit CDU-Stimmen bei der Ministerpräsidentenwahl rechnen könne, sagte Hennig-Wellsow klar und deutlich: „ja.“

Tiefensee: "Thüringen war der letzte Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat"

SPD-Landeschef Wolfgang Tiefensee hält das Fiasko um die Ministerpräsidentenwahl im Freistaat nicht für den alleine ausschlaggebenden Grund, warum die CDU-Bundesvorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer ihren Rücktritt angekündigt hat. „Ich denke, dass Thüringen der letzte Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat“, sagte er im Gespräch mit dieser Zeitung.

Thüringen sei nicht der Grund, sondern der Anlass ihres Rückzugs. Er hoffe, dass durch Kramp-Karrenbauers Entscheidung die Tür weiter geöffnet sei, damit auch CDU-Abgeordnete den Linken Bodo Ramelow zum Ministerpräsidenten wählen. „Und zwar nicht weil sie überzeugt sind, ihn wählen zu müssen, sondern das aus staatspolitischer Verantwortung tun“, so Tiefensee.

Thüringer Werteunion hofft auf Friedrich Merz

Der Vorsitzende der Thüringer Werteunion (WU), Christian Sitter, hofft, dass Friedrich Merz jetzt Kanzlerkandidat und Vorsitzender der CDU wird. "Ich halte ihn für eine absolute Autoritätsperson und fähig, das Land und die Partei zu einen", sagte der Landeschef des rechten Flügels der CDU -- die aber nach wie vor keine anerkannte Parteigliederung ist.

Für den Schritt Kramp-Karrenbauers fand der Gothaer Rechtsanwalt lobende Wort: "Das verdient Respekt." Sie habe offenbar eingesehen, dass sie nicht die Richtige für Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur sei.

Mit Blick auf Merz sagt Sitter, dass dieser das "politisch Richtige" tun würde. Heißt das, er soll die CDU zur AfD hin öffnen? Sitter: "Wir halten es für falsch, die AfD auszugrenzen. Aber wir grenzen uns von ihr ab. In jedem Fall muss man dem Wähler der AfD ein Angebot unterbreiten."

Adams: "Situation ist nicht stabiler, sondern unklarer"

Der Fraktionschef der Thüringer Grünen im Landtag, Dirk Adams, sieht in dem angekündigten Rückzug von Annegret Kramp-Karrenbauer als CDU-Chefin die Bestätigung, dass die CDU "führungslos" sei. "Es fehlt an Kraft, um in der Mitte Orientierung zu geben", sagte er dieser Zeitung. Gerade aber für Thüringen sei eine handlungsfähige CDU-Fraktion wichtig, "um den angerichteten Schaden wieder gut zu machen".

Dass es nach dem Rückzug von AKK für die rot-rot-grüne Minderheit im Thüringer Landtag einfacher würde, aus der CDU Stimmen für eine Wahl Bodo Ramelows (Linke) zum Ministerpräsidenten zu erhalten, glaubt er nicht: "Die Situation ist nicht stabiler, sondern unklarer. Die Thüringer CDU hat aber die staatspolitische Aufgabe, für Klarheit zu sorgen."

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